Nachhaltiges Bauen: Cradle to Cradle als Zukunft der Materialwirtschaft

March 13, 2024
Autor/in:
Madita Harnisch

Erfahrt, wie das Cradle to Cradle-Prinzip eine nachhaltige und ökologische Materialwirtschaft fördert. Von der Wiege zur Wiege: Ein zyklisches System, das Müll eliminiert und Gebäude zu Materiallagern der Zukunft macht.

Bildquelle:
Dieses Bild wurde mittels KI (Adobe firefly) generiert

Was bedeutet Cradle to Cradle?

Ein Ansatz zu einer nachhaltigen und ökologischen Materialwirtschaft wird “Cradle to Cradle” genannt. Cradle to Cradle bedeutet übersetzt „von der Wiege zur Wiege“. Das Konzept beschreibt einen Ansatz für eine konsequente Kreislaufwirtschaft.

Woher stammt das Prinzip der Kreislaufwirtschaft?

Die Bewegung wurde in den 90er Jahren von Michael Braungart und William McDonough geprägt. Sie verfassten auch das Buch „Cradle to Cradle: Remaking the Way We Make Things“.

Nach dem C2C-Prinzip werden alle Produkte in Rohstoffkreisläufen gehalten. Dies sind entweder Nährstoffe, die in biologischen Kreisläufen oder Gebrauchsgüter, die kontinuierlich in technischen Kreisläufen zirkulieren. Das Prinzip ist angelehnt an das Vorbild Natur, die alles Verbrauchte wieder zum Aufbau von Neuem verwertet, und somit ein zyklisches System schafft. Müll im herkömmlichen Sinne existiert nicht länger.

Für Bauprojekte spielen vor allem Gebrauchsprodukte und Materialien eine Rolle. Diese zirkulieren in einer kontinuierlichen Technosphäre. Nach ihrer eigentlichen Verwendung werden sie sortenrein getrennt und wieder dem technischen Kreislauf zugeführt. Das bedeutet, sie können zu neuen Produkten verarbeitet werden.

Klingt teilweise ziemlich abgefahren, oder? Ist aber im Grunde sehr einfach erklärt.

Wie wird Cradle to Cradle konkret umgesetzt?

Glastrennwände können beispielsweise komplett sortenrein und revisionierbar konstruiert werden. Auf Kleber oder Verbundmaterialien wird komplett verzichtet. Dadurch ist die Trennung und entsprechende Wiederverwendung der Materialien möglich. Auch der Einsatz von recyceltem Beton entspricht dem C2C-Gedanken.

Bauwerke werden im Cradle to Cradle-Kreislauf dadurch als Materiallager der Zukunft betrachtet. Würde ein Gebäude mit durchweg wiederverwertbaren Materialien errichtet, könnten diese nach der Nutzungsdauer für andere Projekte wiederverwendet werden.

Was kann man tun, um Cradle to Cradle bei sich im Projekt zu etablieren?

Aktuell praktizieren wir in Bauprojekten jedoch eher den “Cradle to Grave”-Prozess. Das bedeutet, wir kaufen etwas günstig ein, entnehmen dafür Materialien der Erde. Nach einer gewissen Nutzungszeit werden die Materialien nicht zurückgeführt, sondern landen auf Mülldeponien oder werden verbrannt. Diese Praktik nennt man auch thermische Verwertung.

Wenn ihr auf der Baustelle arbeitet, denkt doch mal darüber nach, Materialien, die in euren Bauprojekten keine Verwendung finden, anderen Firmen zum Kauf anzubieten. Es gibt mittlerweile Plattformen, auf denen überschüssige oder gebrauchte Materialien gelistet und ver- bzw. angekauft werden können.

Die Zertifizierung Cradle to Cradle Certified™ wird bereits für einige Baustoffe der Baubranche eingesetzt. Es wird vom Cradle to Cradle Products Innovation Institute aus San Francisco (USA) verliehen und bestätigt die Kreislauffähigkeit der Produkte und viele weitere Kategorien. Auch zur Recherche dieser zertifizierten Materialien stehen Plattformen zur Verfügung.

Seid ihr in euren Unternehmen für den Einkauf zuständig, achtet doch einmal auf diese Zertifizierung und entscheidet euch, wenn es kostentechnisch möglich ist, für ein solches Produkt.

Und da natürlich leider immer alles eine Frage der Kosten ist, versucht als Planer:innen oder Bauherrenvertreter:innen euren Bauherr:innen die Strategien zur Umsetzung nachhaltiger Gebäude näherzubringen und zu erklären. Vielleicht ändern sie  ihre Meinung und sind bereit, die dafür initial nötigen Kosten zu bezahlen. Nachhaltiges Bauen rechnet sich vor allem über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes.

Fazit

Das Cradle-to-Cradle-Prinzip bietet einen wegweisenden Ansatz für eine nachhaltige und ökologische Materialwirtschaft, insbesondere im Bauwesen. Durch die Umstellung von einem linearen Cradle-to-Grave-Ansatz auf einen zirkulären Ansatz von Cradle-to-Cradle können wir eine Zukunft gestalten, in der Müll vermieden wird und Gebäude zu Materiallagern der Zukunft werden.

Indem wir Produkte und Materialien so konzipieren, dass sie nach ihrem Gebrauch in technischen oder biologischen Kreisläufen zurückgeführt werden können, schaffen wir ein zyklisches System, das der Natur nachempfunden ist. Dies ermöglicht nicht nur die Reduzierung von Abfall, sondern auch die effiziente Nutzung von Ressourcen und die Schaffung einer nachhaltigen Baukultur.

Die Zertifizierung Cradle to Cradle Certified™ und Plattformen zur Recherche zertifizierter Materialien spielen eine wichtige Rolle bei der Umsetzung dieses Konzepts. Es liegt jedoch auch an jedem Einzelnen, sei es auf der Baustelle oder in der Planung, sich für nachhaltige Lösungen einzusetzen und die Umstellung auf Cradle-to-Cradle-Prinzipien voranzutreiben.

Indem wir gemeinsam die Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft angehen und innovative Lösungen wie Cradle to Cradle in den Vordergrund stellen, können wir einen bedeutenden Beitrag zum Schutz unserer Umwelt leisten und eine nachhaltige Zukunft für kommende Generationen sichern.

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