Sagrada Familia in Barcelona

Die Kirche, die seit 142 Jahren gebaut wird!

Die Kirche, die seit 142 Jahren gebaut wird!

Wir Deutschen machen uns ja gerne über die Bauzeit von Großprojekten in unserem Land lustig, egal ob BER, Stuttgart 21 oder Münchens 2te Stammstrecke. 

Aber in Barcelona steht ein Gebäude, was all diese Projekte bauzeittechnisch in den Schatten stellt: Ein Bauprojekt, das vor über 140 Jahren begann und immer noch nicht fertig ist. Ein Gebäude, das nicht nur ein Wahrzeichen Barcelonas, sondern auch eine der größten architektonischen Herausforderungen der Welt ist.

Die Sagrada Familia

Warum dauert der Bau so lange? Und was macht dieses Gebäude so einzigartig, dass Menschen aus aller Welt kommen, um es zu sehen – selbst in seinem unfertigen Zustand?

Die Geschichte dieses einzigartigen Bauwerks beginnt im Jahr 1882, als der Architekt Francisco de Paula del Villar den Grundstein für eine neogotische Kirche zu Ehren der Heiligen Familie legte. Diese sollte ein Zeichen gegen die zunehmende Industrialisierung Barcelonas setzen und die Kirche und deren Werte wieder in den Mittelpunkt der Menschen rücken. Doch schon ein Jahr später gab der ursprüngliche Architekt das Projekt ab – da viele seinen Entwurf als uninspiriert empfanden. 

Die Planung und Bauleitung übernahm Antoni Gaudí – ein bis dahin noch eher unbekannter Architekt. Kürzlich aufgetauchte Tagebücher Gaudís lassen sogar Rückschlüsse darauf zu, dass er bereits einige Zeit vorher mit Francisco de Paula del Villar zusammengearbeitet hat.

Gaudí übernahm 1883 also nicht nur die Bauleitung des Projektes, sondern verwandelte die ursprüngliche - etwas einfachere Idee - in ein visionäres Meisterwerk. 

Gaudís Kirchenentwurf: ein visionäres Meisterwerk

Angeblich plante Gaudí bewusst, dass der Bau über Generationen hinweg andauern würde. Seine Worte waren: ‚Mein Kunde hat keine Eile.‘ – und mit ‚Kunde‘ meinte er Gott.

Gaudí war darüber hinaus ein echter Pionier, vor allem für seine Zeit. Statt der typischen neogotischen Symmetrie setzte er auf organische Formen, inspiriert von der Natur. So sind nicht einfach nur hohe Türme wie bei anderen Sakralbauten dieser Zeit entstanden. 

Äußerlich erinnern die Türme an gigantische Tropfsteine. Insgesamt gibt es 18 Türme, von denen der höchste Jesus gewidmet ist.

Und wie sieht der Innenraum aus? 

Innen erinnert die Kirche an einen Wald. Die Säulen im Inneren ähneln Baumstämmen oder Pflanzen, die immer hoch hinaus nach dem Licht streben, und in diesem Fall, ein riesiges Steindach tragen.

Eines der beeindruckendsten Dinge an der Sagrada Família sind die unzähligen Details, die Gaudí und seine Nachfolger in das Design integriert haben. Jede Ecke, jede Skulptur und jedes Fenster erzählt eine Geschichte. 

Die drei unterschiedlichen Fassaden der Basilika

Die Basilika hat drei Hauptfassaden – die Geburtsfassade, die Passionsfassade und die noch unvollendete Herrlichkeitsfassade. Jede repräsentiert einen zentralen Teil der christlichen Geschichte.

Die Geburtsfassade, die älteste, ist nach Osten ausgerichtet und beschäftigt sich mit der Geburt von Jesus. 

Die nach Westen ausgerichtete Passionsfassade ist der Passion, dem Tod und der Auferstehung gewidmet. Schaut man sich die Figuren auf der Passionsfassade genauer an, fällt auf, dass sie fast kantig und roh wirken. Ganz so, als ob sie den Schmerz und das Leiden der Kreuzigung spürbar machen sollen. Ein krasser Kontrast zur warmen und verspielten Geburtsfassade, die voller Leben und Hoffnung steckt.

Die dritte Fassade, die Glorienfassade, wird auch Fassade der Herrlichkeit genannt und ist als die Hauptfassade der Basilika bekannt. Sie wird erst seit 2002 gebaut, stellt die ewige Herrlichkeit Christi dar und zeigt Szenen der Himmelfahrt Christi. 

Die bunten Glasfenster des Innenraumes der Sagrada Família

Die bunten Glasfenster sind so angeordnet, dass sie im Inneren ein spektakuläres Lichtspiel erzeugen. Morgens tauchen sie den Raum in kühle Blau- und Grüntöne, während der Nachmittag in warmen Rot- und Orangetönen glüht. 

Gaudí soll gesagt haben, dass ‚Licht der Ausdruck Gottes‘ sei – und genau das spürt man auch, wenn man in der Basilika steht.

Die Sagrada Família ist ein technisches Meisterwerk

Noch ein kleiner Fun Fact am Rande: Gaudí soll ein frühes Modell seiner Strukturen mit gespannten Seilen und kleinen Sandsäcken gebaut haben. Er hat die Physik quasi auf den Kopf gestellt, um herauszufinden, wie das Gebäude unter seinem eigenen Gewicht stabil bleibt. Dieses Modell war so präzise, dass heutige Computerprogramme kaum noch etwas hinzufügen können.

Der Bau der Sagrada Família ist also nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein technisches Wunder. Der verwendete Beton ist speziell verstärkt, um den immensen Druck der Türme auszuhalten, die am Ende bis zu 172 Meter hoch sein sollen. 

Das höchste sakrale Gebäude wird seit 142 Jahren gebaut

Die Sagrada Família wird, sobald sie fertiggestellt ist, das höchste religiöse Gebäude der Welt werden. Bis dahin steht das Gebäude mit dem höchsten Kirchturm übrigens in Deutschland - genauer in Ulm. Der Turm des Ulmer Münsters aktuell mit rund 162 Metern der weltweite Spitzenreiter. 

Überraschender Tod Gaudís und Nachfolge

Tragischerweise hat Gaudí selbst nur einen Bruchteil der Kirche selbst gesehen. 1926 wurde er nämlich tragischerweise von einer Straßenbahn angefahren. Da niemand den Architekten erkannte, wurde er zunächst in einem Armenhospital untergebracht. Als sein Assistent ihn dann etwas später fand und in ein besseres Krankenhaus überführen ließ, war es leider schon zu spät und Gaudí erlag wenig später seinen Verletzungen.  

Seitdem arbeiten Generationen von Architekten und Ingenieuren daran, seine Vision zu vollenden. Insgesamt gab es seit Gaudí weitere sieben Chefarchitekten des Projektes. Trotzdem spricht man im Zusammenhang mit der Sagrada Família vor allem von Antoni Gaudí. 

Die Sagrada Família soll nach 142 Jahren Bauzeit endlich fertiggestellt werden

Heutzutage wird der Bau durch modernste Technologie unterstützt – von 3D-Modellen bis zu Drohnen, die kleinste Details analysieren. Und doch bleibt vieles Handarbeit: Besonders die kunstvollen Fassaden, die Szenen aus der Bibel zeigen, werden nach wie vor von Steinmetzen in mühevoller Detailarbeit gefertigt.

Ein großes Ziel war es, die Sagrada Família bis 2026 fertigzustellen – zum 100. Todestag Gaudís. 

Doch aufgrund von Verzögerungen durch die Pandemie und andere Herausforderungen könnte dieser Plan vielleicht ins Wasser fallen. 

Aber vielleicht ist das genau der Punkt: Die Sagrada Família ist nicht nur ein Bauwerk, sondern ein lebendiger Prozess, ein Werk, das von der Zeit selbst geformt wird. Wird sie jemals wirklich ‚fertig‘ sein? Oder gehört die Unvollständigkeit genauso zu ihrem Charakter wie ihre Türme und Fassaden? 

Fest steht: Die Sagrada Família ist mehr als nur eine Kirche. Sie ist ein Symbol für Geduld, Hingabe und die Kraft einer Vision, die Generationen inspiriert. 

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