Was passiert mit dem Berliner Alexanderplatz?

Der Alexanderplatz im Wandel

Der Alexanderplatz – einer der bekanntesten Orte Deutschlands. Ein Platz voller Kontraste: Symbol für Wandel und Aufbruch, aber auch für Stillstand. Seit Jahrzehnten wird hier gebaut, geplant und gestritten. Große Visionen treffen auf langsamen Fortschritt. Dabei steckt in kaum einem anderen Ort Berlins so viel Geschichte und Potenzial.

Ein Ort mit vielen Gesichtern

Für viele ist der Alexanderplatz ein quirliger Hotspot mit Fernsehturm und Weltzeituhr – für andere schlicht laut, dreckig und überfüllt. Doch seine Vergangenheit ist facettenreich: Vom mittelalterlichen Marktplatz für den Ochsenhandel entwickelte er sich zum Verkehrsknoten, später zum sozialistischen Aufmarschplatz der DDR – und schließlich zum Ort städtebaulicher Experimente im Niemandsland nach der Wende.

Der Kollhoff-Plan von 1993

1993 wurde ein städtebaulicher Rahmenplan unter der Leitung des Architekten Hans Kollhoff beschlossen. Dieser sah zehn Hochhäuser mit jeweils 150 Metern Höhe vor – ein vertikaler Gegenentwurf zur flachen Bebauung der DDR-Zeit. In rund 30 % der Flächen sollten zum damaligen Stand auch Wohnungen integriert werden.

Seitdem hat sich viel verändert – und gleichzeitig wenig. Einzelne Gebäude wie der Galeria Kaufhof wurden modernisiert, das Einkaufszentrum Alexa kam dazu – doch der richtig große Wandel blieb aus. Der Platz wirkte lange zerschnitten, zugig, wenig einladend. Als Berliner weiß man jedoch, dass sich hier langsam etwas tut.

Baustellen und neue Projekte

Viele kennen die Baustellen rund um den Alexanderplatz. Aktuell entstehen hier gleich vier Hochhäuser – alle mehr oder weniger nach dem ursprünglichen Rahmenplan, der auch heute noch die Grundlage für die Bebauungspläne bildet.

Hochhausdebatte in Deutschland

Wenn in deutschen Städten von Hochhäusern die Rede ist, entbrennen oft hitzige Diskussionen. Was in anderen Großstädten weltweit als normal gilt, löst hierzulande Widerstand aus. Auch in Berlin ist unklar, wie die Zukunft der Stadt aussehen soll. Hochhäuser ja oder nein?

Der amtierende Bürgermeister Kai Wegner sprach sich nach einer New-York-Reise für mehr Hochhäuser aus. Die Verantwortung für Genehmigungen liegt jedoch bei den Bezirken und dem Senat, die oft zögern.

Das MYND-Hochhaus

Aktuell befinden sich zwei Projekte aktiv im Bau. Das erste ist das Hochhausprojekt der Commerz Real: das MYND Hochhaus. Es soll 134 Meter hoch werden und als neues Wahrzeichen des Platzes dienen. Geplant sind 50.000 m² Geschossfläche mit einem Nutzungsmix aus Büros, Einzelhandel und Gastronomie. In den oberen zwei Geschossen entsteht ein rund 7.900 m² großer Food-Culture-Market.

Etwa 1.000 m² sind dem Land Berlin als gemeinnützige Fläche zugesichert und sollen mietfrei oder mietreduziert für eine öffentliche Nutzung bereitgestellt werden. Im Gespräch ist unter anderem die Zentral- und Landesbibliothek als potenzieller Mieter. Zudem soll eine Dachterrasse für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Das direkt daneben stehende Galeria-Kaufhaus wurde teilweise zurückgebaut. Ab dem 1. Januar 2026 soll es sogar geschlossen werden. Ob Galeria zurückkehrt, ist bislang unklar.

Der Entwurf des MYND-Towers stammt vom Berliner Architekturbüro Kleihues + Kleihues. Die Bauarbeiten begannen 2020, beschränkten sich jedoch bis 2023 nahezu ausschließlich auf die Untergeschosse. Damals gehörte das Objekt dem Immobilienkonzern Signa, der jedoch 2023 Insolvenz anmeldete. Erst mit dem Erwerb durch Commerz Real ging es weiter. 2024 wuchs der Bau sichtbar über Straßenniveau hinaus. Die Fertigstellung ist für Ende 2028 geplant.

Das Covivio-Projekt

Gegenüber des MYND-Projekts, neben dem Park Inn Hotel, entsteht das Covivio-Projekt: ein Doppelturm mit 133 Metern Höhe und 33 Etagen. Der Entwurf stammt vom Berliner Architekturbüro Sauerbruch Hutton.

Hier entstehen 60.000 m² Mietfläche für Büros, Wohnungen, Einzelhandel, Gastronomie, eine Kita sowie ein 2.500 m² großer, teilweise öffentlich zugänglicher Dachgarten. Auch mehrere Gemeinschaftsflächen sind geplant.

Doch das Projekt hatte mit Verzögerungen zu kämpfen: Unter dem Alexanderplatz verlaufen mehrere U-Bahnlinien. Die Tunnelwand der U2 bekam Risse und sackte ab. Deshalb musste das Projekt gestoppt und die Tunnelwand ertüchtigt werden. Der Covivio Tower wird wegen dieser Verzögerungen voraussichtlich erst Mitte 2027 fertiggestellt.

Beide Projekte legen großen Wert auf Nachhaltigkeit und setzen auf Geothermie, Regenwassernutzung, Photovoltaiktechnologie sowie natürliche Belüftung.

Der Hines Tower

Ein weiterer ambitionierter Hochhausplan ist der Hines Tower. Alexander Möll, Co-Geschäftsführer von Hines Deutschland, berichtete in unserem DIGITALWERK Podcast über das Projekt.

Das Grundstück befindet sich bereits seit 2000 im Besitz von Hines. Der ursprüngliche Entwurf, der auf dem Kollhoff-Plan basierte, sah ein Hochhaus vor, das aus dem Sockel herauswächst. Dieses Konzept war jedoch nicht umsetzbar, weshalb das Hochhaus an das Grundstücksende verschoben wurde. Diese Verschiebung brachte jahrelange Planungsprobleme mit sich.

Im Untergrund befindet sich ein Bunker, der nicht nur unter dem Grundstück, sondern auch unter dem Platz liegt. Zudem durchqueren zwei U-Bahn-Röhren das Areal. An anderen Stellen Berlins blieben U-Bahnhöfe beim Hochhausbau nicht trocken. Um Planungsrecht zu erhalten, wurde gemeinsam mit der BVG eine Lösung für die Tunnelsanierung gefunden. Hines wird praktisch einen neuen U-Bahnhof bauen, um das Hochhaus realisieren zu können.

Der Hines Tower soll 150 Meter hoch werden und 39 Etagen umfassen. Die unteren zwölf Etagen sind für ein Hotel und Technikflächen vorgesehen, die oberen für bis zu 300 Wohnungen. Der Baustart ist für 2025 geplant. Der ursprüngliche Entwurf stammt von Gehry Partners aus dem Jahr 2014, es könnte aber noch zu Änderungen kommen.

Der Alexander Tower (Capital Tower / MonArch Tower)

Das vierte Hochhaus ist der sogenannte Alexander Tower, auch Capital Tower oder MonArch Tower genannt. Der Name geht auf den armenischen Investor MonArch zurück, der seinen Sitz in Moskau hat.

Die Bauarbeiten hatten bereits begonnen, stehen jedoch seit Beginn des russischen Angriffskriegs 2022 still. Das Projekt sollte direkt neben dem Alexa Einkaufszentrum entstehen.

Geplant sind 35 oberirdische und vier unterirdische Geschosse. In 29 Etagen sollen 377 Wohnungen unterschiedlicher Größe entstehen. Zusätzlich waren ein Fitnesscenter, ein Pool, ein Spa und ein Restaurant geplant. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro Ortner & Ortner.

Da MonArch den Bau nicht fortsetzt, verhängte der Berliner Senat eine Strafe von 10 Millionen Euro, die laut Recherchen bislang nicht gezahlt wurde. MonArch sucht nach einem Partner oder Käufer für das Projekt.

Ausblick: Der Platz der Zukunft?

Nach dem ursprünglichen Bebauungsplan sind noch weitere Hochhäuser am Alexanderplatz vorgesehen. Aktuell sind jedoch keine konkreten Pläne bekannt.

Und wenn ihr noch mehr zu Berlins Bauprojekten erfahren wollt, schaut in unser Video zum Estrel Tower oder zum Steglitzer Kreisel.

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