2000 Kilometer, 700.000 Haushalte: Wie Berlin das größte Fernwärmenetz Westeuropas umbaut!

BEW-CEO Christian Feuerherd über Fernwärme, Wärmewende, Kohleausstieg und Berlins erneuerbare Energiezukunft.

Welches ist das größte Fernwärmenetz Westeuropas?

Berlin beherbergt das größte Fernwärmenetz Westeuropas – und kaum jemand hat eine Vorstellung davon, wie gigantisch es wirklich ist. 2000 Kilometer Leitungen und 5,5 Gigawatt installierte Leistung verdeutlichen die Dimensionen, über die der CEO des landeseigenen Betreibers BEW (Berliner Energie und Wärme GmbH), Christian Feuerherd, im Podcast spricht. 

Im Gespräch zeigt er, wie dieses Netz die Grundlage für die städtische Energiewende bildet. In diesem spannenden Energiespezial wird klar, warum Fernwärme einer der zentralen Bausteine der Klimastrategie ist.

Michél-Philipp Maruhn, Founder & Host des DIGITALWERK-Podcast, und Christian Feuerherd, CEO der BEW Berliner Energie und Wärme GmbH.

Warum Fernwärme eigentlich Stadtwärme heißen sollte

Christian erklärt, warum der Begriff „Fernwärme“ bei der ersten Assoziation ein nicht ganz richtiges Bild erzeugt, und viele Menschen im ersten Moment an Energie aus großer Entfernung denken. Tatsächlich entsteht die Wärme aber gar nicht so weit entfernt, sondern direkt in der Stadt – beispielsweise in Kraftwerken, Abwärmeanlagen und künftig auch dank großer Wärmepumpen. 

Die Wärmeerzeugung wird sukzessive auf erneuerbare Technologien umgestellt. Gleichzeitig wird in Berlin auch das Netz weiter verdichtet, sodass künftig deutlich mehr Gebäude angeschlossen werden können.

Die Fernwärme ist gar kein Selbstzweck. Der Grund, warum es uns gibt, ist die Dekarbonisierung des Gebäudebestands in Deutschland. Das kriegen wir nur gemeinsam hin. Und das meine ich auch mit einer inneren Haltung: Wir müssen uns gegenseitig unterstützen bei der Erreichung dieses anspruchsvollen Zieles.
  • Christian Feuerherd, CEO Berliner Energie und Wärme GmbH

Dekarbonisierung der Kraftwerke – weg von Kohle, hin zu Erneuerbaren Energieträgern

Mit Blick auf die Zukunft verfolgt die BEW ein klares Ziel: Bis 2030 soll der Kohleausstieg vollzogen sein. Dafür entstehen am Standort Reuter West neue Erzeugungstechnologien wie Power-to-Heat-Anlagen.  Ein fertiger Baustein ist bereits einer der größten Wärmespeicher Deutschlands mit 56 Millionen Litern Fassungsvermögen. 

Der ermöglicht es, überschüssigen Ökostrom sinnvoll zu nutzen. Gleichzeitig wird die Abwärme von Industriepartnern sowie geklärtes Abwasser energetisch verwertet.

Die Bedeutung des Netzausbaus für die Wärmewende

Der Netz- und Gebäudebereich ist entscheidend für die Dekarbonisierung. Mit bereits 700.000 angeschlossenen Wohnungen liegt der BEW-Marktanteil bei über 30 %, soll aber auf mehr als 50 % steigen. Besonders im Fokus steht die Verdichtung bestehender Straßen, um möglichst effizient viele Gebäude zu erschließen. 

Für Eigentümer entwickelt die BEW flexible Lösungen, um den Übergang zu erleichtern. Das Ziel der BEW ist es aber auch, Straßen möglichst nur einmal aufzumachen. Das spart nicht nur Nerven der Anwohner, sondern auch Ressourcen.

Die Wärmwende ist eine gemeinsame Aufgabe - für Berlin und die Branche

Christian betont, dass die Wärmewende nur im Schulterschluss mit Eigentümern, Politik und Energiebranche gelingt. Planungssicherheit, Datenzugang und langfristige Förderstrukturen sind dafür essenziell. Gerade im Gebäudesektor sieht er das größte Potenzial – aber auch den größten Handlungsdruck. 

Die Themen des DW Podcast mit Christian Feuerherd im Überblick:

00:00 – Darum gehts in der Folge

01:22 – Christians Weg vom Bankkaufmann zur Energie

03:55 – Warum Fernwärme so relevant wurde

05:33 – 700.000 Wohnungen & Netzdimensionen

07:17 – Was Fernwärme wirklich ist

09:02 – Die Entstehung der Stadtwärme

15:26 – Dekarbonisierung & Netzausbau

21:12 – Umbau der Kraftwerke & Abwärmenutzung

27:47 – Kommunikation & Herausforderungen

42:39 – Gemeinsame Wärmewende & Abschlussfragen

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