
December 9, 2025
Berlin beherbergt das größte Fernwärmenetz Westeuropas – und kaum jemand hat eine Vorstellung davon, wie gigantisch es wirklich ist. 2000 Kilometer Leitungen und 5,5 Gigawatt installierte Leistung verdeutlichen die Dimensionen, über die der CEO des landeseigenen Betreibers BEW (Berliner Energie und Wärme GmbH), Christian Feuerherd, im Podcast spricht.
Im Gespräch zeigt er, wie dieses Netz die Grundlage für die städtische Energiewende bildet. In diesem spannenden Energiespezial wird klar, warum Fernwärme einer der zentralen Bausteine der Klimastrategie ist.

Christian erklärt, warum der Begriff „Fernwärme“ bei der ersten Assoziation ein nicht ganz richtiges Bild erzeugt, und viele Menschen im ersten Moment an Energie aus großer Entfernung denken. Tatsächlich entsteht die Wärme aber gar nicht so weit entfernt, sondern direkt in der Stadt – beispielsweise in Kraftwerken, Abwärmeanlagen und künftig auch dank großer Wärmepumpen.
Die Wärmeerzeugung wird sukzessive auf erneuerbare Technologien umgestellt. Gleichzeitig wird in Berlin auch das Netz weiter verdichtet, sodass künftig deutlich mehr Gebäude angeschlossen werden können.
Die Fernwärme ist gar kein Selbstzweck. Der Grund, warum es uns gibt, ist die Dekarbonisierung des Gebäudebestands in Deutschland. Das kriegen wir nur gemeinsam hin. Und das meine ich auch mit einer inneren Haltung: Wir müssen uns gegenseitig unterstützen bei der Erreichung dieses anspruchsvollen Zieles.
Mit Blick auf die Zukunft verfolgt die BEW ein klares Ziel: Bis 2030 soll der Kohleausstieg vollzogen sein. Dafür entstehen am Standort Reuter West neue Erzeugungstechnologien wie Power-to-Heat-Anlagen. Ein fertiger Baustein ist bereits einer der größten Wärmespeicher Deutschlands mit 56 Millionen Litern Fassungsvermögen.
Der ermöglicht es, überschüssigen Ökostrom sinnvoll zu nutzen. Gleichzeitig wird die Abwärme von Industriepartnern sowie geklärtes Abwasser energetisch verwertet.
Der Netz- und Gebäudebereich ist entscheidend für die Dekarbonisierung. Mit bereits 700.000 angeschlossenen Wohnungen liegt der BEW-Marktanteil bei über 30 %, soll aber auf mehr als 50 % steigen. Besonders im Fokus steht die Verdichtung bestehender Straßen, um möglichst effizient viele Gebäude zu erschließen.
Für Eigentümer entwickelt die BEW flexible Lösungen, um den Übergang zu erleichtern. Das Ziel der BEW ist es aber auch, Straßen möglichst nur einmal aufzumachen. Das spart nicht nur Nerven der Anwohner, sondern auch Ressourcen.
Christian betont, dass die Wärmewende nur im Schulterschluss mit Eigentümern, Politik und Energiebranche gelingt. Planungssicherheit, Datenzugang und langfristige Förderstrukturen sind dafür essenziell. Gerade im Gebäudesektor sieht er das größte Potenzial – aber auch den größten Handlungsdruck.
00:00 – Darum gehts in der Folge
01:22 – Christians Weg vom Bankkaufmann zur Energie
03:55 – Warum Fernwärme so relevant wurde
05:33 – 700.000 Wohnungen & Netzdimensionen
07:17 – Was Fernwärme wirklich ist
09:02 – Die Entstehung der Stadtwärme
15:26 – Dekarbonisierung & Netzausbau
21:12 – Umbau der Kraftwerke & Abwärmenutzung
27:47 – Kommunikation & Herausforderungen
42:39 – Gemeinsame Wärmewende & Abschlussfragen
Wenn diese Folge für dich interessant war und Dir dieser Beitrag gefallen hat, dann schau doch auch einmal hier vorbei: