Bauwens: Die unbequeme Wahrheit über den radikalen Wandel der Immobilienbranche

Fabian Bauwens-Adenauer (Geschäftsführender Gesellschafter bei Bauwens) und Michél-Philipp Maruhn (Founder & Managing Director DIGITALWERK)

Fabian Bauwens-Adenauer (Geschäftsführender Gesellschafter bei Bauwens) und Michél-Philipp Maruhn (Founder & Managing Director DIGITALWERK)

Fabian Bauwens-Adenauer über den radikalen Wandel und die Überlebensstrategien in der Bau- und Immobilienwirtschaft

In der heutigen digitalen Welt ist die Transformation von Unternehmen von entscheidender Bedeutung, um wettbewerbsfähig zu bleiben und den sich ständig ändernden Anforderungen des Marktes gerecht zu werden. Fabian Bauwens-Adenauer, der Geschäftsführende Gesellschafter von Bauwens, einem Familienunternehmen mit einer Geschichte von 150 Jahren, gibt dazu spannende Einblicke. 

Die Transformation von Bauwens begann bereits in den 80er und 90er Jahren, als das Unternehmen unter der Leitung von Fabians Vater und Onkel eine entscheidende Veränderung durchlief. Damals hatte das Unternehmen über 1000 Mitarbeiter:innen und war in vielen verschiedenen Geschäftsfeldern tätig, darunter auch Tiefbau und Brückenbau. Die Herausforderung bestand darin, zwischen zu vielen und zu wenigen Projekten einen Ausgleich zu finden und die richtigen Projekte anzunehmen. Um dieser Herausforderung zu begegnen, entschied sich Bauwens, das Unternehmen zu "gesund schrumpfen" und die Anzahl der Mitarbeiter:innen auf unter 200 zu reduzieren.

Die Transformation war notwendig, um die zukünftige Existenz des Unternehmens zu sichern. Es war eine mutige Entscheidung, aber sie zahlte sich aus. Bauwens fokussierte sich auf schlüsselfertigen Hochbau, insbesondere im Wohn- und Gewerbebereich, und entwickelte sich zu einem vertikal integrierten Immobilienunternehmen. Dies bedeutet, dass sie die gesamte Wertschöpfungskette selbst abdecken, angefangen bei der Projektentwicklung bis hin zur Planung und Realisierung.

Fabian Bauwens-Adenauer erklärt auch, dass das Unternehmen in den letzten Jahren in diversifiziertere Geschäftsfelder eingestiegen ist, einschließlich Investitionen in US-Wohnimmobilien. Die Entscheidung, in den US-Markt zu expandieren, wurde aufgrund der Stabilität, des dynamischen Wirtschaftswachstums und des demografischen Wachstums in den USA getroffen. Diese Investitionen wurden in Partnerschaft mit lokalen Unternehmen durchgeführt, und der Fokus lag auf dem Wohnimmobiliensektor in aufstrebenden Regionen im Südosten der USA.

Bauwens begann mit  kleineren Investitionen, um zu testen, ob ihr Ansatz funktioniert. Sie suchten nach geeigneten Produkten und Investor:innen, die bereit waren, sich mit ihnen zu engagieren. Nachdem dies erfolgreich geworden war, entwickelten sie sich weiter, schlossen Club-Deals ab und haben bis jetzt ein Transaktionsvolumen von rund zweieinhalb Milliarden Euro generiert.


“Es hat sich sukzessive gesteigert, mit allem. Wenn man anfängt, dann fängt man kleiner an und guckt, ob es funktioniert. Das war eine These von uns. Wir wollten ja erst mal eruieren, ob wir überhaupt das passende Produkt finden.” 
– Fabian Bauwens-Adenauer

Bauwens bietet Fonds für Privatanleger:innen und Family-Offices als auch Mandate für institutionelle Investor:innen an. Diese Geschäftsfelder entwickeln sich in den letzten Jahren erheblich.

Aktuelle Herausforderungen in der Immobilienbranche

Fabian und Michél-Philipp diskutieren auch die aktuellen Herausforderungen in der Immobilienbranche, insbesondere im Hinblick auf die Krise und die Unsicherheiten in Bezug auf zukünftige Entwicklungen.

Das Geschäftsfeld der Bauindustrie sei gegenwärtig gut ausgelastet . Die Auftragslage erscheint vielversprechend, aber wie Fabian Bauwens-Adenauer betont, ist Vorsicht geboten. Die Ziele für die Akquisition von Projekten bis zum Jahresende sind gesetzt, aber die Unsicherheiten in der Branche sind nicht zu übersehen. Ein Hauptanliegen ist es, sicherzustellen, dass Auftraggeber:innen während der Projekte stabil bleiben, um böse Überraschungen zu vermeiden.


Fabian betont, dass es wichtig ist, die Liquidität zu erhalten und keine übermäßigen Risiken einzugehen. Die Baubranche hängt oft stark von Fremdfinanzierungen ab, und dies erzeugt zusätzlichen Druck in Zeiten der Refinanzierung und des Wertverlustes. Die Lösung dieser Herausforderungen wird oft komplexer, je mehr Projekte im Spiel sind.

Die Schwierigkeiten im Wohnungsbau, insbesondere aufgrund der gestiegenen Zinsen, könnten dazu führen, dass Bauwens vorübergehend keine weiteren Projekte in Angriff nimmt.

Michél-Philipp fragt nach, welchen Einfluss die Politik auf ihre Geschäftstätigkeiten hat. Fabian erklärt, dass sie immer versuchen, Risiken zu minimieren und Kosten im Griff zu behalten, insbesondere angesichts der aktuellen Marktsituation und der gestiegenen Druckfaktoren.

Fabian erzählt außerdem, dass die Zukunft des Büromarkts aufgrund von Faktoren wie Homeoffice und sich verändernden Anforderungen unsicher ist.

Die  jüngsten Insolvenzen einiger Unternehmen sind Thema. Michél-Philipp stellt die Frage, ob einige dieser Probleme möglicherweise vorhersehbar gewesen wären. Doch beide sind sich einig, dass der radikale Wandel auf dem Markt jeden irgendwie trifft, auch diejenigen, die scheinbar erfolgreich waren. Der Faktor Unvorhersehbarkeit ist ein ständiger Begleiter in der Baubranche.

“Sicherlich trifft es oft die zuerst, die sehr, sehr hart am Wind gesegelt sind, aber auch andere. Ich will jetzt gar nicht sagen, dass jeder, der jetzt ein Problem hat, irgendwie zu optimistisch unterwegs oder vollkommen aus dieser Welt war.”
– Fabian Bauwens-Adenauer

Innovation und Digitalisierung

Fabian betont auch die Bedeutung von Innovation und Digitalisierung. Trotz der aktuellen Marktschwankungen und Liquiditätsprobleme sucht Bauwens nach Möglichkeiten, um in neue Services und Geschäftsmodelle zu investieren. Dies umfasst die Weiterentwicklung von Start-ups, die Lösungen für die Immobilienbranche entwickeln, und die Implementierung digitaler Prozesse, wie Building Information Modeling (BIM), um Projekte effizienter und transparenter zu gestalten.

Die Diskussion berührt auch die Akzeptanz von BIM in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern. Während BIM in Deutschland noch nicht so weit verbreitet ist, sehen Fabian Bauwens-Adenauer und Michél-Philipp Maruhn in dieser digitalen Methode ein Potenzial, um Prozesse zu optimieren und Fehler zu reduzieren.

Beide werfen einen Blick auf die Herausforderungen der Digitalisierung in Deutschland, wo oft mehr Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Risiken bestehen. Es sei notwendig, ein Gleichgewicht zwischen Innovation und Sicherheit zu finden, um die Bauindustrie in die Zukunft zu führen, so Fabian.

Zukunftsausblick: Welche Chancen sieht Fabian für die Bau- und Immobilienwirtschaft trotz Herausforderungen

Fabian Bauwens-Adenauer betont die Bedeutung von Stabilität in der Branche und die historische Erfahrung, die seine Familie in Krisenzeiten gesammelt hat. Er merkt bezüglich der aktuellen Insolvenzsituation bei Projektentwickler:innen und Immobilieninvestor:innen die potenziellen Auswirkungen auf Bauunternehmen an.

Fabian und Michél-Philipp erörtern die langfristigen Folgen der aktuellen Entwicklungen auf den Bau- und Immobilienmarkt. Fabian Bauwens-Adenauer macht auf die Bedenken in der Branche aufmerksam, dass Projekte nicht mehr reibungslos ablaufen und Bauaufträge fehlen könnten, was zu einem drastischen Einbruch führen könnte.

Dennoch teilt Fabian auch seine Hoffnung, dass Deutschland gestärkt aus dieser Krise hervorgehen kann. Er betont die Bedeutung, sich auf die Stärken der Branche zu besinnen, darunter die Ingenieurskompetenz und der Erfindergeist. Sie diskutierten auch die Notwendigkeit, die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern und die Innovationskraft der Privatwirtschaft zu nutzen.

Abschließend stellen beide fest, dass es in Zeiten des Überflusses und in Krisenzeiten gleichermaßen wichtig ist, den Wandel anzunehmen und sich den Herausforderungen zu stellen. Die deutsche Bau- und Immobilienwirtschaft kann durch eine kluge Herangehensweise und gemeinsame Anstrengungen gestärkt aus dieser Phase hervorgehen.

Die Zukunft der Branche hängt von einer ausgewogenen Mischung aus Tradition und Innovation ab. Diese Mischung könnte Deutschland dabei helfen, seine Position in der Bau- und Immobilienwirtschaft zu festigen und sich international zu behaupten.

Die Themen des DIGITALWERK Podcasts mit Fabian Bauwens-Adenauer im Überblick:

Video

  • (00:00:00) Um was geht es in der Podcastfolge?
  • (00:01:55  ) Welche Fakten nennt Fabian über Bauwens und seinen Werdegang?
  • (00:12:33)  Warum Cash King ist und welche Folgen das hat
  • (00:14:40) Wie viel politisches Mitspracherecht hat man als Unternehmer?
  • (00:20:12) Welche Auswirkungen hat der radikale Wandel im Markt?
  • (00:32:15) Welche Zukunftsbedenken hat Fabian für die Branche?
  • (00:35:50) Welche Chancen sieht Fabian in der Zukunft für die Branche?

Audio 

  • (00:00:00)  Um was geht es in der Podcastfolge?
  • (00:02:00) Welche Fakten nennt Fabian über Bauwens und seinen Werdegang?
  • (00:12:39)  Warum Cash King ist und welche Folgen das hat
  • (00:14:44) Wie viel politisches Mitspracherecht hat man als Unternehmer?
  • (00:20:20) Welche Auswirkungen hat der radikale Wandel im Markt?
  • (00:33:04) Welche Zukunftsbedenken hat Fabian für die Branche?
  • (00:36:41) Welche Chancen sieht Fabian in der Zukunft für die Branche?

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