Professor räumt mit billigen Klischees auf: Das bedeutet Facility Management wirklich

Prof. Dr. Markus Thomzik (Professor & Podcaster beim ImmoFM-Podcast) und Michél-Philipp Maruhn (Founder & Managing Director DIGITALWERK)

Prof. Dr. Markus Thomzik (Professor & Podcaster beim ImmoFM-Podcast) und Michél-Philipp Maruhn (Founder & Managing Director DIGITALWERK)

Prof. Dr. Markus Thomzik im Gespräch über Innovation, Herausforderungen und die wahre Dimension des Facility Managements

In einer Welt, in der Innovation und Fortschritt Hand in Hand gehen, gibt es Branchen, die oft im Schatten stehen und dennoch einen erheblichen Einfluss auf die Wirtschaft haben. Eine solche Branche ist das Facility Management (FM), die weitaus mehr ist als das gängige Klischee eines Hausmeisters mit Wischmopp und Schraubenzieher.

In dieser Podcastfolge spricht Michél-Philipp Maruhn mit Prof. Dr. Markus Thomzik, ein renommierter Innovationsforscher, Professor mit Lehrauftrag und selbst Host seines InnoFM-Podcasts.

"Mein Alltag: Ich bin Professor und erfülle meine Lehrverpflichtungen. Zusätzlich nutze ich mein Nebentätigkeitsrecht, um mich außerhalb des Lehrbetriebs zu engagieren. Das beinhaltet Beratung, Firmenbetreuung und Projekte."

– Prof. Dr. Markus Thomzik

In dem Gespräch erklärt Markus, wie tiefgreifend und vielschichtig das Facility Management wirklich ist. Dabei wird klar, dass FM nicht nur das Sauberhalten von Fluren umfasst, sondern eine entscheidende Rolle im Lebenszyklus von Immobilien spielt.

Mit mehr als 100 Folgen und zahlreichen namhaften Gästen im InnoFm-Podcast beleuchtet Markus die Vielfalt und Bedeutung dieser Branche umfassend. Doch warum hat sich ein renommierter Innovationsforscher diesem vermeintlich nüchternen Thema gewidmet?

Die Antwort liegt in der Komplexität und Dynamik des Facility Managements. Es geht nicht nur um das Reinigen von Räumen, sondern auch um die nachhaltige Planung und Bewirtschaftung von Immobilien über Jahrzehnte hinweg. Von der Architektur über die technische Infrastruktur bis hin zur nachhaltigen Organisation im Betrieb – all diese Elemente fließen in das FM ein.

Die Branche hat längst ihren Platz in der volkswirtschaftlichen Landschaft gefunden. Mit einer Bruttowertschöpfung von rund 150 Milliarden Euro (etwas mehr als 80 Milliarden sind extern, der Rest intern) und etwa 5 Millionen Beschäftigten in Deutschland ist das Facility Management zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden. Dabei spielt nicht nur die klassische Immobilienverwaltung eine Rolle, sondern auch innovative Ansätze wie der digitale Zwilling einer Hochschule oder die Dienstleistungen der Zukunft.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Nachhaltigkeit. Die FM-Branche trägt einen erheblichen Teil zur Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks der Immobilienwirtschaft bei. Hierbei geht es nicht nur um ökologische, sondern auch um ökonomische Nachhaltigkeit. Die Planung und Bewirtschaftung von Immobilien müssen zukunftsfähig sein und dürfen nicht zu unüberschaubaren Betriebskosten führen, wie das Beispiel des Sana-Gebäudes verdeutlicht.

"Der größte Hebel zur Einsparung von Kosten, aber auch zur Reduzierung des CO₂-Footprints ist jeder nicht gebaute Quadratmeter und jeder nicht gebaute und betriebene Quadratmeter."
– Prof. Dr. Markus Thomzik

Innovation und Digitalisierung als Rettungsanker im Facility Management

Im weiteren Gespräch geht es um das  brisante Thema des akuten Fachkräftemangels im Facility Management (FM) und den Herausforderungen, die sich daraus für die Branche ergeben. Was dabei deutlich wird, ist nicht nur ein drängendes Problem, sondern auch die Chance, durch Innovation und Digitalisierung dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Die Diskussion beginnt mit der Erkenntnis, dass der FM-Markt bereits heute mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Zahlreiche Ausschreibungen bleiben unbeantwortet, da Dienstleister:innen aufgrund von Personalengpässen nicht teilnehmen können. Prof. Dr. Markus Thomzik weist darauf hin, dass dies nur ein Vorbote eines noch gravierenderen Problems ist: dem demografischen Wandel. Mit immer weniger Absolvent:innen, die den Arbeitsmarkt betreten, wird der Mangel an Fachkräften in den kommenden Jahren eskalieren.

In Anbetracht dieser Herausforderungen erörterten Michél und Markus die mögliche Rolle der Digitalisierung und Automatisierung als Lösung. Die Idee, durch den Einsatz digitaler Tools und Geschäftsmodelle den Personalmangel zu mildern, betrachten sie als vielversprechend. Allerdings betont Markus, dass das Nutzenversprechen dieser Technologien eingehalten werden muss, um nachhaltige Erfolge zu erzielen.

In der Diskussion kommt es zu der Frage, ob die Digitalisierung einen Selbstheilungsprozess für die Branche darstellen könnte. Hierbei werden mögliche Auswirkungen auf den Flächenbedarf in Unternehmen und die Attraktivität von Innenstädten thematisiert. Insbesondere sprechen Michél und Markus über die steigende Nachfrage nach multilokalen Arbeitsformen und die Umnutzung von Immobilien im Bestand.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Bedeutung von Sensoren in der Immobilienbewirtschaftung. Die Erfassung von Daten durch Sensoren ermöglicht nicht nur die effiziente Nutzung von Büroflächen, sondern kann auch dazu beitragen, den CO₂-Fußabdruck zu reduzieren. Die Diskussion schlägt einen Bogen zu der Frage, wie solche Innovationen in der breiten Masse implementiert werden können.

“Wir haben Inventionen, keinen Mangel an Ideen, technisch funktionierende Systeme. Aber zur Innovation führt ein solches technisches System erst, wenn es unternehmensintern oder am Markt umgesetzt wird (...) Kleine Piloten reichen dabei nicht.”

– Prof. Dr. Markus Thomzik 

Die Schlussfolgerung ist klar: Es bedarf nicht nur technischer Innovationen, sondern auch einer Veränderung der Unternehmenskultur und der Bereitschaft, Risiken einzugehen. Prof. Dr. Markus Thomzik betont die Notwendigkeit, positive Leuchtturmprojekte zu dokumentieren und Führungskräfte zu gewinnen, die bereit sind, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen.

“Der Mensch ist die fleischgewordene Innovationsbarriere, also es sind nicht technische Probleme, es sind nicht organisatorische Rahmenbedingungen (...) Am Ende ist es der Mensch.”

– Prof. Dr. Markus Thomzik

Insgesamt zeigt die Diskussion, dass Innovation und Digitalisierung nicht nur Mittel gegen den Fachkräftemangel im FM sein können, sondern auch einen entscheidenden Beitrag zur Gestaltung der Zukunft dieser Branche leisten können. 

Der Wandel in der Facility Management-Branche: Trends, Herausforderungen und Ausblicke

Ein zentrales Thema in der Diskussion ist die steigende Bedeutung von Nachhaltigkeit im Facility Management. Prof. Dr. Markus Thomzik betont, dass Nachhaltigkeit nicht länger als „Nice-to-Have“, sondern als „Must-Have“ betrachtet werden sollte. Die EU-Taxonomie und die Anforderungen an nachhaltige Immobilien schaffen Handlungsdruck für Unternehmen. Hierbei wird auch die Rolle der CSR (Corporate Social Responsibility) und der transparenten KPIs (Key Performance Indicators) im Non-Financial Reporting betont. Diese Entwicklungen stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen und erfordern eine umfassende Anpassung ihrer Strategien.

Die Rolle von Top-Manager:innen im FM: B2C-Erfahrungen als Bereicherung

Ein interessanter Aspekt, den Michél und Markus diskutieren, ist die Tendenz, Führungskräfte mit B2C-Hintergrund in das Top-Management von B2B-orientierten Unternehmen zu holen. Die Argumentation dahinter bezieht sich auf die Notwendigkeit, im B2C-Bereich agiler und fortschrittlicher zu sein. Markus nennt  Beispiele erfolgreicher Führungskräfte aus anderen Energiebranchen, die sich positiv auf die FM-Branche auswirken. Dieser Ansatz zur Diversifizierung des Managements zeigt, dass frische Perspektiven und Denkweisen aus verschiedenen Branchen einen innovativen Beitrag leisten können.

Die Herausforderungen der 4-Tage-Woche und Homeoffice im FM

Ein kontrovers diskutiertes Thema ist die Idee der 4-Tage-Woche, insbesondere im Kontext des Facility Managements. Prof. Dr. Markus Thomzik warnt davor, dass diese Arbeitszeitverkürzung für den Einstieg in die Karriere nachteilig sein kann. Insbesondere das Homeoffice, das in vielen Branchen an Bedeutung gewonnen hat, betrachtet er als  kritisch. Die persönliche Anwesenheit sieht er als entscheidend für den Aufbau von Netzwerken, informellen Austausch und implizitem Wissen an. Er betont, dass die Balance zwischen Flexibilität und persönlicher Präsenz entscheidend für den Erfolg ist.

Plattformisierung im Facility Management: Eine Zukunftsperspektive

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Diskussion über die Plattformisierung im Facility Management. Hier betont Prof. Dr. Markus Thomzik, dass dies zwar als das nächste große Ding angesehen wurde, sich jedoch bisher nicht so schnell entwickelt hat, wie zunächst erwartet. Es wird spekuliert, dass große Player aus anderen Branchen oder internationale Technologiegiganten den Markt dominieren könnten. Die Zukunft könnte von einem „Big Elephant“, einem Akteur mit genügend Ressourcen und Kapital, geprägt sein, der eine FM-Plattform erfolgreich aufbauen kann.

Fazit

Der Podcast bietet einen umfassenden Einblick in die Herausforderungen und Chancen, mit denen die Facility Management-Branche konfrontiert ist. Es wird deutlich, dass Anpassungsfähigkeit, Innovation und nachhaltiges Handeln Schlüsselelemente für den Erfolg in dieser sich ständig verändernden Branche sind.

Die Themen des DIGITALWERK Podcasts mit Andreas Miltz im Überblick:

Video

  • (00:00:00) Um was geht es in der Podcastfolge?
  • (00:02:25) Warum macht Markus als Prof. Dr. einen Podcast?
  • (00:09:09) Was macht Prof. Dr. Markus Thomzik neben dem Podcast? 
  • (00:12:53) Was bedeutet Facility Management (FM) genau?
  • (00:23:54) Wie sieht Markus das Thema Nachhaltigkeit in der FM-Branche? 

Audio 

  • (00:00:00) Um was geht es in der Podcastfolge?
  • (00:02:33) Warum macht Markus als Prof. Dr. einen Podcast?
  • (00:09:17) Was macht Prof. Dr. Markus Thomzik neben dem Podcast? 
  • (00:13:39) Was bedeutet Facility Management (FM) genau?
  • (00:24:43) Wie sieht Markus das Thema Nachhaltigkeit in der FM-Branche?

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