v.l.n.r. Wolf-Dieter Adlhoch (Vorstandsvorsitzender, Dussman Group) I Dr. Christine Sasse (Vorstand Human Resources/Organisation, Dr. Sasse Gruppe) I Michél-Philipp Maruhn (Gründer und Host, DIGITALWERK Podcast)
September 24, 2024
Im neuesten DW-Special im Bereich Facility Management spricht Michél mit Dr. Christine Sasse, Vorstand Human Resources/Organisation, bei der Dr. Sasse Gruppe und Wolf-Dieter Adlhoch, dem Vorstandsvorsitzenden der Dussman Group, über das Thema Nachhaltigkeit im Facility Management.
Nachhaltigkeit ist ein großes Wort, welches heutzutage in aller Munde ist. Menschen legen Wert auf nachhaltig produzierte Kleidung, auf nachhaltige Landwirtschaft, auf nachhaltig produzierten Kaffee und Kakao. Was vielleicht nur wenigen Menschen bewusst ist: besonders großes Nachhaltigkeitspotenzial steckt im Immobiliensektor. Gebäude verursachen im laufenden Betrieb 80 % der von der Immobilienwirtschaft verursachten CO₂-Emissionen.
Soll die von der Bundesregierung bis 2045 angestrebte Klimaneutralität in allen Wirtschaftsbereichen erreicht werden, braucht es gemeinschaftliche Anstrengungen. In der EU sind Immobilien für 40 % des Energieverbrauchs und circa 36 % der CO₂-Emissionen verantwortlich. Bereits ab 2030 sollen laut einer neuen EU-Richtlinie alle neuen Gebäude klimaneutral werden. Für bestehende und ältere Gebäude sind jetzt Kraftanstrengungen von Inhabern, Betreibern und Gebäudebewirtschaftern nötig.
Jedes Bestreben um Nachhaltigkeit beginnt bei den Menschen und den Gebäuden, die sie bewirtschaften, in denen sie arbeiten, leben und wohnen. Wolf bemängelt in dieser Hinsicht, dass das bloße Nennen einer Jahreszahl, bis zu der dieses und jenes passiert sein soll, viel zu kurz greift. Stattdessen braucht es pragmatische und konkrete Lösungsansätze, die deutlich machen, wie der Beitrag der Immobilienwirtschaft aussehen kann.
Auch die ESG-Reportingpflicht sieht Wolf kritisch. Bei der Erfüllung dieser sei es wichtig, die wirklichen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren, nämlich aktiv an Verbesserungen in den Bereichen zu arbeiten, über die berichtet wird.
“Ich kann noch so viele schöne Reportings über dieses Jahr an der Stelle haben, aber ich muss doch eigentlich die Kraft darauf bekommen, wie ich die Werte verbessere. Und das ist das, was im Mittelpunkt unseres Engagements steht.”
Wolf-Dieter Adlhoch, CEO, Dussmann Group
Für Christine Sasse ist Nachhaltigkeit ein selbstverständlicher Bestandteil eines Familienunternehmens wie der Dr. Sasse Gruppe. Es steckt laut Christine, die ausgebildete Ärztin ist, in der DNA des Unternehmens. Sämtliche Entscheidungen im Unternehmen, die in der Vergangenheit getroffen wurden, hatten Langfristigkeit und eine Zukunftsperspektive im Blick. Nachhaltigkeit bedeutet daher auch ein effektives und ressourcensparendes Wirtschaften mit den vorhandenen Mitteln.
“Jede Ressource, die wir nicht verschwenden, die steht uns natürlich dann auch in der Zukunft zur Verfügung.”
Christine Sasse, Vorstand Human Resources/Organisation, Dr. Sasse Gruppe
Mit Blick auf die von der Bundesregierung ausgegebenen Klimaziele sieht Christine die Vision einer Klimaneutralität aber als Daueraufgabe und nichts, was einfach erreicht ist. Dazu gehört auch eine Institutionalisierung eines Ausbildungsberufs im Facility Management. Seit mehreren Jahren setzt sich Christine dafür ein, lernte aber, dass die Einführung eines neuen Ausbildungsberufes ein “relativ zähes Verfahren” ist.
Für die Zukunft wünscht sich Christine, dass alle Akteure der Immobilienwirtschaft im Schulterschluss zusammenarbeiten. Das bedeutet auch, Dienstleister des Facility Managements bereits bei der Planung und Errichtung von Immobilien einzubinden - eine Forderung, die auch in früheren DW-Special-Folgen zum FM bereits gefallen ist. Außerdem muss die gesellschaftliche Relevanz von Services des Facility Managements mehr im öffentlichen Bewusstsein ankommen. Es brauch weiterhin Menschen, die aus Überzeugung in die Branche eintreten und Spaß an ihren Jobs haben.
Wolf wünscht sich, dass der Gesetzgeber bei den Reportingpflichten nachbessert und ein Augenmerk auf schlankere, effizientere Anforderungen legt. Es gebe seiner Ansicht nach durchaus kein Bewusstseinsproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Es fehle an der Kraft zur Umsetzung. Wenn diese sich bündelt, dann könne man als Branche wirklich etwas erreichen, so Wolf.
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