Rainer Fleckl (Investigativjournalist und Co-Autor "Inside Signa") rechts, Michél-Philipp Maruhn (Gründer und Host, DIGITALWERK Podcast) links
October 15, 2024
So lautet der Titel des Buches von Rainer Fleckl und Sebastian Reinhart, welches im April diesen Jahres beim österreichischen Verlag edition a erschienen ist. Im Gespräch haben Rainer und Michél den Lebensweg des Mannes nachgezeichnet, der aus bescheidenen und recht normalen Verhältnissen stammte, und mittlerweile verantwortlich für den größten Wirtschaftskrimi der österreichischen Geschichte ist.
Die Nachbeben des Zusammenbruchs der SIGNA-Gruppe waren aber in aller Welt zu spüren. In Deutschland ist der Name SIGNA untrennbar mit dem Schicksal der Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof verbunden. Bis zu 680 Millionen Euro Staatshilfen pumpte die Bundesregierung in den seit Jahren schwächelnden Konzern - ein Investment, welches Konzern und Geschäftsmodell nicht retten konnte.
In der Mitte der 90er Jahre lernte Benko beim Allgemeinen Wirtschaftsdienst (AWD), deren bekanntester Leiter Carsten Maschmeyer war. Dabei entpuppte sich Benko als Verkaufstalent, es lief unglaublich gut für ihn. Ein ehemaliger, leitender Mitarbeiter erinnerte sich, dass Benko bereits nach einem Jahr im Kamelhaarmantel First Class von Innsbruck nach Wien geflogen ist. Der Mantel sei, so Fleckl, ein wichtiger Baustein im Gesamtbild.
Es gab in René Benkos Leben einige Säulen, auf denen sein Erfolg als Unternehmer und SIGNA-Manager fußte. Zuallererst war Benko, wie bereits erwähnt, ein exzellenter Verkäufer. Außerdem verstand es Benko früh, sich in der österreichischen Politik und Finanzszene zu vernetzen. Der ehemalige Bundeskanzler Alfred Gusenbauer wurde nach seinem Amtsende unter anderem Vorsitzender Aufsichtsrat der berüchtigte SIGNA Prime Selection.
Im Laufe seiner aktiven Karriere gelang es Benko, unter anderem den deutschen Milliardär Klaus-Michael Kühne regelrecht um den Finger zu wickeln, um diesen zu Beteiligungen an den Benko-Unternehmungen zu überzeugen. Er informierte sich gezielt über die Vorlieben und Interessen des Hamburger Unternehmers und nutze diese Infos gezielt, um dessen Vertrauen und Sympathie zu gewinnen.
Laut Rainer Fleckl hätten Politik und Wirtschaft schon viel früher skeptisch werden müssen. Der Milliardenkonzern SIGNA schaffte es bis zum Schluss nicht, eine konsolidierte Konzernbilanz zu liefern - ein unübliches Verhalten, im Nachhinein natürlich ein entscheidendes Puzzlestück. Auch tausende Unterfirmen der Benko-Gesellschaften zahlten jahrelang lieber Strafen, anstatt Einzelbilanzen zu veröffentlichten. Benko erkaufte sich seine Intransparenz über jahrelang offiziell erfolgreich.
Im Podcast spricht Rainer mit Michél über die Stunde Null, bei der Benko klar wurde, dass sein Kartenhaus zusammenbricht. Sie sprechen auch über den Fallout des Kollapses der SIGNA-Gruppe, und darüber, was René Benko heute macht - und auf welchen exklusiven Veranstaltungen in kleinerem Rahmen er heute noch anzutreffen ist.
Für Rainer Fleckl ist seine Rolle als Investigativjournalist klar: er sieht sich nicht als “Polizist”, sondern als reinen, faktenbasierten Journalisten. Ein Kernmerkmal des investigativen Journalismus sei für ihn die Frage, ob die Gesellschaft Nachteile hat oder es Geschädigte in einer Sache gebe. Da landet man schnell bei den Feldern Steuergeldverschwendung, Machtmissbrauch und Betrug - oder beim Fall SIGNA.
“Ich glaube, das ist in Zeiten wie diesen ganz elementar wichtig, dass man auch Belege liefert.”
Rainer Fleckl, Investigativjournalist
Die Themen des DIGITALWERK Podcasts mit Rainer Fleckl im Überblick:
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