October 14, 2025
Als Volker Gruhn gemeinsam mit Rainer Rudolph 1997 adesso gründete, war das eher ein mutiger Versuch als ein strategischer Masterplan. Parallel zu seiner Tätigkeit als Hochschulprofessor entschied sich Gruhn, in die Wirtschaft einzusteigen und Softwareentwicklung praxisnah zu gestalten.
Das erste große Projekt entstand zufällig in der Versicherungsbranche – eine Entscheidung, die die Richtung des Unternehmens für Jahre prägen sollte. Heute zählt adesso zu den größten IT-Dienstleistern im deutschsprachigen Raum mit über 10.000 Mitarbeitenden und mehr als einer Milliarde Euro Umsatz.
Während viele Start-ups auf Risikokapital setzen, wuchs adesso komplett aus eigener Kraft. Volker und sein Team finanzierten den Ausbau über den Cashflow – mit viel Disziplin, aber auch dem Vertrauen in die eigene Vision. Dieses organische Wachstum ermöglichte eine Kultur, die auf langfristige Beziehungen und Fachwissen setzt, statt auf schnelle Gewinne.
Besonders wichtig war für Volker dabei stets die „Demut vor Anwendungswissen“ – das tiefe Verständnis der Branchen, für die man Software entwickelt.
„Wir bauen Software – und wir streben danach, möglichst gute Software zu bauen. Und meistens klappt das auch, glaube ich.“
- Volker Gruhn, Gründer von adesso
Die Finanzkrise und später die Corona-Pandemie stellten adesso vor Herausforderungen – und wurden zugleich zu Beschleunigern. Während andere Unternehmen Aufträge stoppten, nutzte adesso die Situation, um neue digitale Lösungen zu entwickeln und Remote-Arbeit zu professionalisieren.
Gerade in dieser Zeit zeigte sich, dass pragmatische Ansätze wichtiger sind als übertriebene Regulatorik. Deutschland hinke zwar im internationalen Vergleich etwas hinterher, sagt Volker, doch mit den richtigen Rahmenbedingungen könne Europa wieder an Dynamik gewinnen.
Im Gespräch räumt Volker mit Mythen rund um KI auf. Er unterscheidet klar zwischen analytischer und generativer KI und betont, dass keine „Superintelligenz“ kurz davor steht, die Weltherrschaft zu übernehmen.
Vielmehr gehe es darum, wie KI den Menschen produktiver machen kann – nicht überflüssig. Auch in Branchen wie Versicherung, Verwaltung oder Bau sieht er enorme Potenziale, wenn Unternehmen anfangen, Daten systematisch zu nutzen und End-to-End zu denken.
Am Ende bleibt Volkers Botschaft klar: Digitalisierung ist kein Projekt mit Enddatum, sondern ein fortlaufender Prozess. Sie gelingt nur, wenn Technologie mit Branchenverständnis und menschlicher Zusammenarbeit verbunden wird.
Für ihn ist Respekt vor anderen Perspektiven der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg – egal ob in der IT, im Bau oder in der Industrie. Wer früh beginnt, zu lernen, zu digitalisieren und zu vernetzen, wird langfristig zu den Gewinnern gehören.
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