Dass wir Einbauschränke und Flatscreens heute an beinahe jede Wand hängen, ist selbstverständlich. Die Idee dazu ist aber alt - und hat so einige Beteiligte. Logischerweise bauen wir immer höher, weil Platz kostbar ist. Doch mit Backsteinen ist irgendwann Schluss, und so erschloss die Stahlbetonbauweise den Menschen die Höhe. Gerade auch beim Hochbau ein unverzichtbarer Begleiter: Gerüste! Das Konzept ist so alt, dass es schon bei Höhlenmalereien zum Einsatz kam.
Spieglein, Spieglein, an der Wand - wie hältst du eigentlich?
Die Notwendigkeit, Dinge an Wänden zu befestigen, dürfte so alt wie die Menschheit selbst sein. Vor der Erfindung des Dübels löste man das Problem noch pragmatischer, und wer im Altbau wohnt, wird die Relikte vielleicht schon angetroffen haben: Holzdübel. In eingemeißelte oder eingelassene Löcher wurden Holzstücke geschlagen, die dann wiederum dem Nagel oder der Schraube halt gaben.
In London meldete John Joseph Rawlings 1911 ein Patent für einen Dübel an, der aus Hanfschnur und einem Tierblutklebstoff bestand. In Deutschland erfand die Firma Upat 1929 den Norm-Dübel und fertigte ihn industriell. Ein Jahr vorher meldete der Ingenieur Fritz Axthelm, der die heutige Firma Niedax mitgründete, beim Reichspatentamt ein Patent für einen “Hülsenspreizdübel” an. Zuerst wurde das Produkt aus Metall gefertigt, nach dem 2. Weltkrieg dann aus Kunststoff.

Artur Fischer meldete sein Patent 1958 an. Die Patentschrift Nr. 1 097 117 beschrieb einen Spreizdübel aus Nylon. Damit begann der Siegeszug der erfolgreichsten Marke für Befestigungstechnik weltweit. Der Fischer-Dübel steht heute synonym für die clevere Befestigungstechnik. Fischers Nylondübel eignete sich aufgrund seiner Art aber für jederlei Mauerwerk und war Konkurrenzprodukten somit überlegen.
Die moderne Stahlbetonbauweise nahm einen unwahrscheinlichen Anfang…
Der französische Gärtner Joseph Monier hatte eine Sorge: Blumenkübel, die relativ leicht zerbrechen. Nach einigem herumexperimentieren fertigte er Kübel aus Zementmörtel, die mit einem Eisengeflecht verstärkt wurden. Die Idee ließ er sich 1867 patentieren. Auf der Weltausstellung in Paris im gleichen Jahr präsentierte Francois Coignet aber auch schon Röhren und Träger aus bewehrtem Beton. Grundsätze dafür veröffentlichte er sogar schon 1861.
Die Idee war also reif für die Welt. In Deutschland gilt die 1884 hergestellte Hundehütte von Conrad Freytag als das erste Eisenbetongebäude des Landes. Diese kann im Deutschen Museum in München besichtigt werden. Die “Königliche Anatomie” in München, die zwischen 1905 und 1907 von Max Littmann erbaut wurden, gilt als der erste Stahlbetonhochbau.

In den USA gilt das 1902 gebaute, 16-stöckige Ingalls Building in Cincinnati als das erste Hochhaus der Bauweise. Moderne Städte sind heute von dieser Bauweise entscheidend geprägt. In vielen Anwendungsfällen hat sich das Bauen in Stahlbetonweise als alternativlose Methode der Wahl durchgesetzt.
Ohne Gerüste ging es eigentlich nie!
Hier gibt es weder den einen Namen noch das eine Patent - denn die Not, irgendwo ranzukommen, wofür man eigentlich zu klein war, ist älter als die Pyramiden. In einer Höhle im französischen Lascaux finden sich Malereien an den Decken und Wänden, die um 15.000 bis 17.000 vor Christus entstanden sein müssen. Das kann nur mithilfe von Gerüsten gemalt worden sein.
Im Mittelalter wurden beim Bau von Kathedralen beispielsweise Gerüste aus Holz angelegt. Das italienische Universalgenie Leonardo da Vinci entwarf seinerzeit nicht nur spektakuläre Maschinen, sondern auch Gerüste. Mit der Errichtung immer größerer Gebäude im 19. und 20. Jahrhundert vereinheitlichte sich die Entwicklung von Gerüsten ebenfalls.

In Europa wurden in den 1930er Jahren erste Stahlrohr-Kupplungsgerüste eingesetzt. Leitergerüste kamen Anfang der 1950er Jahre in Mode, dabei wurden einfache Holzbohlen über zwei Leitersprossen gelegt. Heutzutage sind Arbeitsgerüste sicher konstruierte und streng genormte Bauten.

Deutsche und auch europäische Normen regeln die konkreten Anforderungen an einzelne Bauteile. Die größten Innovationspotenziale heutzutage bestehen in der Optimierung des Gewichts, also in der Werkstoffwahl, sowie bei der Verbindungstechnik.