Wie transformiert man ein ehemaliges Militärgelände?
In Mannheim entsteht mit FRANKLIN-Mitte ein bemerkenswertes Stadtquartier, das die Vergangenheit ehrt und gleichzeitig in die Zukunft weist. Auf dem weitläufigen Areal einer ehemaligen US-Militärbasis verwandelt sich eine einst homogene Fläche in ein pulsierendes, urbanes Zentrum. Dieses ambitionierte Projekt, das frühere Kasernenareale umfasst, demonstriert auf beeindruckende Weise, wie strategische Stadtentwicklung ausgediente Militärflächen in lebenswerte Räume verwandeln kann.
Die MWSP (Mannheimer Wohn- und Stadtentwicklung Projektentwicklungsgesellschaft), ursprünglich für die Konversion von Militärflächen in Mannheim gegründet, ist damit befasst. Ihre Kernaufgabe ist die Umwandlung ehemaliger US-Militärgelände in lebenswerte Stadtviertel und innovative Gewerbeflächen. Dabei fungiert sie als Vermittler zwischen Politik, Verwaltung, Investoren und Anwohnern. Die Konversionsflächen sind insgesamt 300 Hektar groß, FRANKLIN ist dabei eins von 8 Projekten.
Innovative Stadtplanung trifft historisches Erbe
Die städtebauliche Gestaltung von FRANKLIN bricht bewusst mit den uniformen Strukturen der militärischen Vergangenheit. Ein zentraler „Grüner Hügel“ wird das neue Herzstück des Quartiers bilden, akzentuiert durch vier markante Hochhäuser, die in ihrer Bauform den Schriftzug “HOME” darstellen und einprägsame Orientierungspunkte schaffen. Aktuell fehlt leider noch das Haus, welches das M darstellen soll. Der ursprüngliche Investor zog sich vor Baubeginn zurück, jetzt ist ein Baustart 2027 geplant. In sozialen Medien wurden die drei Gebäude, die nur den Schriftzug “HOE” zeigen, schmunzelnd aufgegriffen. Denn das Wort “HOE” bedeutet im Englischen Hure oder Schlampe.
Auf dem ehemaligen FUNARI-Kasernengelände kombiniert ein Projekt die modularen Bautechniken der Traumhaus AG mit den architektonischen Innovationen von MVRDV, um eine Vielfalt an Haustypen mit einzigartiger Identität zu schaffen. Ziel ist die Entwicklung einer heterogenen Gemeinschaft mit dorfähnlichem Charakter, wobei individuelle Häuser zu einem harmonischen Gesamtbild beitragen. Ein zentraler Platz und gemeinschaftliche Grünflächen fördern die Interaktion der Bewohner. Das Projekt legt Wert auf einen Materialmix und grüne Fassaden, um eine ästhetisch ansprechende und nachhaltige Umgebung zu schaffen.

Zukunftsweisende Mobilitätskonzepte für alle
Ein wichtiges Element ist die Integration erhaltener Bestandsgebäude, die als Zeugen der amerikanischen Geschichte dienen und den Neubauten eine besondere Note verleihen. Großzügige Grünflächen, die „FRANKLIN GREEN FIELDS“, laden mit ihren Spiel- und Sportbereichen zur aktiven Nutzung ein. Zudem fördern autofreie Wege wie der „FRANKLIN Loop“, ein 3,21 Kilometer langer Rundweg, der alle Quartiere miteinander verbindet, eine fußgänger- und fahrradfreundliche Umgebung.
Nachhaltiges Bauen als Leitprinzip
Ein zentrales Anliegen des Projekts ist die Nachhaltigkeit, wobei der Fokus auf natürlichen und erneuerbaren Rohstoffen liegt. Die Holzhybridbauweise spielt hier eine Schlüsselrolle und unterstreicht das Engagement für eine Reduktion der CO2-Emissionen. Zahlreiche Gebäude, darunter Mietwohnungen und das generationsübergreifende Franklin Village, werden in dieser umweltfreundlichen Bauweise realisiert.
Das sogenannte „Balance“-Haus demonstriert dies eindrücklich mit seinen großzügigen Balkonen und Möglichkeiten für urbanes Gärtnern. Um diese nachhaltigen Prinzipien zu verankern, verpflichtet das „FRANKLIN Zertifikat“ Investoren vertraglich zur Schaffung von Mehrwerten in verschiedenen ökologischen und sozialen Bereichen. Das kann auch der Erhalt von Bestandsgebäuden, die Schaffung von Kitas oder Angeboten für inklusives Wohnen sein.

Soziales Miteinander als Fundament
Neben den ökologischen Aspekten wird in FRANKLIN großer Wert auf soziale Nachhaltigkeit und ein starkes Gemeinschaftsgefühl gelegt. Ein eigenes „Aufsiedlungsmanagement“-Team fördert aktiv die Vernetzung der Bewohner und entwickelt bedarfsgerechte Angebote. Regelmäßige Veranstaltungen und Initiativen sollen zu einem lebendigen Quartiersleben beitragen.
Die Umwandlung der vielen Konversionsflächen in Mannheim zeigt auf beeindruckende Art und Weise, mit wie viel Antrieb und Bürgerbeteiligung nachhaltige Stadtentwicklungsprojekte in Deutschland dennoch umgesetzt werden können. Was in Mannheim passiert, kann auch für andere deutsche Städte als Blaupause dienen - wenn es darum geht, riesige Flächen umzunutzen und in die Stadt der Zukunft einzugliedern.