Selbstverwaltet, sozial, ökologisch: Das Genossenschaftshaus der WOGENO im B&O Bau ForschungsQuartier Bad Aibling

September 25, 2024
Autor/in:
Thomas Lippold

Hier erfahrt ihr wie soziales, ökologisches und selbstverwaltetes Wohnen funktioniert. Ein Modellversuch von B&O und WOGENO macht es vor!

Bildquelle:
DIGITALWERK

Mit dem Ziel, “neue Zeichen zu setzen” gründete sich 1993 in München die WOGENO. Man bezeichnet sich selbst als Genossenschaft für soziales, ökologisches und selbstverwaltetes Wohnen - drei Werte, an denen man sich bei der Stadt- und Nachbarschaftsentwicklung sowie dem Quartiersbau orientieren will. 

Ein dreigeschossiges Holzhaus auf dem B&O Bau ForschungsQuartier der B&O Gruppe in Bad Aibling verkörpert diese Werte. Es wurde 2022 errichtet und fertiggestellt. Das Haus umfasst 22 Wohnungen und ein Gästeappartment und einen Gemeinschaftsraum. Im Erdgeschoss gibt es sechs Wohnungen, auf den Obergeschossen befinden sich acht Wohnungen. Die Wohnungen kommen in Familiengröße mit 120 Quadratmetern oder als klassische Single-Apartments mit 54 Quadratmeter Grundfläche, zusätzlich verfügt jede Wohnung über einen Balkon.

Das WOGENO-Haus ist mit seinem Bau dabei eine Fortsetzung der Forschungshäuser 1 -3, an denen der Verbund “Einfach Bauen” im Schulterschluss mit der B&O Gruppe zeigen wollte, dass es möglich ist, einfach und einfacher zu bauen. Geplant wurde das Projekt durch Florian Nagler Architekten, Ausschreibung und Bauleitung wurden durch die B&O Gruppe geleistet. 

Worum es beim einfachen Bauen geht

“Beim einfach Bauen geht es darum, dass wir versuchen, weniger Technik in die Häuser einzubauen, weil die Erfahrung einfach ist, dass je komplizierter die Technik im Haus ist, umso weniger werden die Ziele, die einem da versprochen werden, was Energieverbrauch und so weiter anbelangt, eingehalten” erklärt der ausführende Architekt Florian Nagler in einem Kurzfilm über den Bau des Holzhauses. 

Im konkreten Fall bedeutete das, dass Versorgungsleitungen Aufputz verlegt werden. Das ermöglicht eine einfachere Wartung und Reparatur im Lebenszyklus des Gebäudes. Außerdem entfällt das zeit- und arbeitsaufwändige Fräsen von Mauerschlitzen. Auch die Holzwand des Gebäudes bleibt von der Rauminnenseite aus intakt. Die Massivholzwand verfügt über Luftschlitze im Inneren und hat dadurch einen sehr guten, geringen U-Wert. 

Je geringer dieser Wert ist, desto weniger Wärme kann durch die Wand entweichen. Während das in unmittelbarer Nähe stehende Forschungshaus aus Holz eine Wandstärke von 39 Zentimetern besitzt, konnte die Wandstärke des WOGENO-Hauses auf 26 Zentimeter reduziert werden. Das bedeutet auch einen Zugewinn an Wohnfläche, der sich in diesem Beispiel auf 55 Quadratmeter beläuft - eine kleine Wohnung. 

Cleverer Einsatz von Beton als thermische Speichermasse

Die Holzwandkonstruktion erspart so zudem zusätzliche Dämmung wie   Mineralwolle oder Styropor mit dazugehörigen Klebstoffen. An der Außenwand befindet sich lediglich eine Holzschalung. Den Einsatz von Stahlbeton hat man auf ein Minimum reduziert, ganz ohne ging es dennoch nicht. Die sogenannten Erschließungskerne, zwei Treppenhäuser im Gebäude, bestehen aus dem Material. Jede Wohnung grenzt an eine Rückwand der Treppenhäuser, deren Beton gleichzeitig als thermische Speichermasse dient.

Einfach bauen heißt: Rückkehr zur Schönheit

Vom einfachen Bauen profitieren letzten Endes nicht nur die Bewohner, sondern die an Bau und Planung beteiligten Gewerke. “Mir macht es total Spaß, dieses entkomplizierte Bauen, weil wir sparen uns da auch extrem viel Aufwand in der Planung und können uns eigentlich wieder auf die wesentlichen Aufgaben des Architekten konzentrieren: schöne Räume bauen mit einer vernünftigen Konstruktion,” verriet Architekt Florian Nagler damals in einem Interview auf der Baustelle. 

Genossenschaft als idealer Partner für das Projekt

In den Fragen, die Nagler stellt, dürfte klar werden, wieso gerade die Münchner Genossenschaft WOGENO sich für die Bauherrschaft dieses Hauses entschieden hat, welches noch Pionierarbeit leistet: “Wie können wir einfach und mit wenig Aufwand Wohnraum zur Verfügung stellen? Das ist eine der wichtigsten Aufgaben, die wir zurzeit haben: zu angemessenen Preisen Wohnungen zu realisieren.”

Das Haus bot dabei die willkommene Gelegenheit, die Erfahrungen aus den experimentellen Forschungshäusern 1 bis 3 in einem Beispiel, das wohnungswirtschaftliche Anforderungen erfüllt, umsetzen zu können. Die Architekten haben die Kosten der Bruttogrundfläche pro Quadratmeter auf 1.625 € beziffert, das Haus verfügt über eine gesamte Bruttogrundfläche von 2.364 Quadratmeter. 

Auch das WOGENO-Haus lieferte den Planern, Architekten und auch Anwohnern einige Lehren. Nach einem Jahr entschied man sich dazu, die Technikräume inklusive der Rohre und Leitungen besser zu isolieren. Die Geräuschbelastungen waren in einigen Wohnungen zu hoch. Dennoch reiht sich das Objekt in eine erfolgreiche Reihe von Testhäusern ein, die versuchen, dem einfachen Bauen auf den Grund zu gehen. Auf dem B&O Bau ForschungsQuartier entstehen aktuell weitere Forschungshäuser, in denen die kombinierten Erkenntnisse der ersten Pilotprojekte stecken. 

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