Die Ankunft eines Giganten
Ein 110 Tonnen schweres Magnetmodul hat kürzlich seine spektakuläre Reise durch Südfrankreich beendet. Es handelt sich um das letzte von sechs Modulen für den zentralen Solenoiden des ITER-Fusionsreaktors. Der Koloss wurde vom Hafen in Fos-sur-Mer über mehr als 100 Kilometer nach Saint-Paul-lez-Durance transportiert.
Damit ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Inbetriebnahme des größten Energieexperiments der Menschheitsgeschichte erreicht. Im ITER-Fusionsreaktor soll die sogenannte Kernfusion laufen - der Prozess, der auch in der Sonne abläuft.
Das Herz des Reaktors schlägt bald
Der zentrale Solenoid ist das magnetische Herz des Tokamak-Reaktors, der das extrem heiße Plasma im Inneren stabilisieren soll. Diese gigantische Magnetspule erzeugt Magnetfelder, die das Plasma bei Temperaturen von bis zu 100 Millionen Grad Celsius kontrollieren.
Gefertigt wurde das Modul in den USA von General Atomics – unter Beteiligung von mehr als 600 Unternehmen. Sein Einbau bis Ende 2025 markiert den Abschluss eines jahrzehntelangen internationalen Kraftakts.
Ein Blick in die Sonne auf Erden
ITER steht für International Thermonuclear Experimental Reactor und ist ein globales Gemeinschaftsprojekt von 35 Ländern. Ziel ist es, den Prozess der Kernfusion – die Energiequelle der Sonne – auf der Erde nachzubilden. Durch die Verschmelzung von Wasserstoff-Isotopen sollen enorme Energiemengen freigesetzt werden, ohne Treibhausgase oder langfristig gefährliche Abfälle zu erzeugen.
Gelingt dies, könnte ITER den Weg in eine nahezu unerschöpfliche und klimafreundliche Energiezukunft ebnen.
Technische Meisterleistung mit Hürden
Der ITER-Reaktor soll 500 Megawatt Fusionsenergie erzeugen – zehnmal mehr, als zum Zünden des Plasmas nötig ist. Doch der Weg dorthin ist komplex: Verzögerungen, Materialprobleme und die Pandemie haben den Zeitplan mehrfach verschoben. Der neue Projektplan sieht den Start der Experimente erst für 2034 vor. Trotzdem bleibt ITER ein beispielloses Zeugnis für wissenschaftlichen Ehrgeiz und internationale Zusammenarbeit.
Ein Versprechen für kommende Generationen
ITER ist mehr als nur ein Forschungsreaktor – er ist ein Symbol für die Hoffnung auf eine nachhaltige Energiezukunft. Neben dem Beweis der technischen Machbarkeit soll das Projekt auch die Produktion des seltenen Brennstoffs Tritium erproben. Wenn alles gelingt, könnten künftige Fusionskraftwerke die Welt mit sauberer Energie versorgen.
Der nun abgeschlossene Magnettransport bringt uns dieser Vision ein entscheidendes Stück näher.
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