Vom Schandfleck zur Ikone
Die High Line war einst eine verfallene Hochbahntrasse im Südwesten Manhattans. 1932 in Betrieb genommen, diente sie Güterzügen, die ihre Waren direkt in die Obergeschosse der Fabriken und Lagerhäuser lieferten. Als in den 1950er Jahren Highways immer besser ausgebaut wurden und Lastwagen den Transport verstärkt übernahmen, verfiel die Strecke – 1980 fuhr der letzte Zug, beladen mit tiefgefrorenen Truthähnen.
Abreißen? Von wegen!
Fast wäre die Trasse abgerissen worden – bis Joshua David und Robert Hammond 1999 eine Idee hatten: ein Park über den Dächern der Stadt. Dafür gründeten sie die Interessenvereinigung “Friends of the High Line”. Gemeinsam mit Mitstreitern kämpften sie für den Erhalt und begeisterten auch Prominente wie Edward Norton, Kevin Bacon oder Diane von Fürstenberg.
Die Stadt zog mit, und so entschied man sich für 50 Millionen US-Dollar einen Park zu errichten. Am 8. Juni 2009 wurde das erste Teilstück eröffnet. Ein urbanes Erfolgsprojekt war geboren. Für das zweite Teilstück sammelten die “Friends of the High Line” einen immensen Betrag an Spenden. Heute hat die Vereinigung auch den Unterhalt der Anlange übernommen.
Ein Band Natur zwischen Stahl und Glas
Heute ist die High Line ein 2,6 Kilometer langer Park knapp 7,5 Meter über dem Boden. Alte Bahnschienen werden von Pflanzen, Blumenbeeten und Bäumen umrahmt. Wege, Sitzgelegenheiten und spektakuläre Ausblicke aufs Empire State Building und die Freiheitsstatue machen einen Spaziergang hier einzigartig.
Kunstinstallationen, Konzerte und sogar Sterne-Gucken bringen in dem ganz besonderen Park neue Impulse. Hier zeigt sich nicht nur, wie eng beieinander Natur und Metropole auf unerwartete Weise verschmelzen können. Die Umwidmung ist auch ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie man nicht mehr genutzte Infrastruktur so umnutzt, dass für alle Bewohner ein Mehrwert entsteht.

Besuchermagnet mit Schattenseiten
Zwischen 5 und 8 Millionen Menschen haben pro Jahr schon die High Line besucht. Der Park veränderte die Viertel Chelsea und Meatpacking District grundlegend: Luxuswohnungen, Designerläden und teure Restaurants füllten oder ersetzten gar die alten Industriebauten. Nicht alle profitieren – steigende Mieten haben Menschen und Ladenbesitzer verdrängt, wobei dieses Phänomen in fast ganz New York zu beobachten ist.
Ist der High Line Park auch ein Modell für den Rest der Welt?
Die High Line hat das städtische Denken revolutioniert. Statt einfachem Abbruch entstand eine Oase in der Stadt, die eine alte Transportschlagader clever umnutzte und so ein viel geliebtes, grünes Highlight schaffte. Was in New York geht, geht auch anderswo. Der Park ist aber in Manhattan zumindest das perfekte Symbol für eine Stadt, die sich immer wieder neu erfindet.