Am Michaelibad in München wird die größte Geothermieanlage Kontinentaleuropas gebaut. Das Projekt hat Ende September 2024 mit dem Spatenstich begonnen und soll bis 2033 fertiggestellt werden. Mit dieser Anlage wollen die Stadtwerke München (SWM) ihren Beitrag zur Wärmewende leisten und bis spätestens 2040 den Fernwärmebedarf Münchens CO₂-neutral zu decken. Tiefengeothermie soll dabei eine übergeordnete Rolle spielen.
Wie groß wird die neue Geothermieanlage?
Die siebte Geothermieanlage der SWM wird auf einem Teil des Michaelibads, einem öffentlichen Hallen- und Freibad im Münchner Südosten, errichtet. Sie wird Wärme für 75.000 Menschen liefern können. Die Anlage umfasst vier Förder- und vier Reinjektionsbohrungen sowie eine Wärmestation mit einer Großwärmepumpe zur Steigerung der Wärmeausbeute. Nach Fertigstellung im Jahr 2033 kann der Großteil der Liegewiese des Freibads wieder genutzt werden, da die betrieblich notwendigen Bereiche kleiner sein werden als die Baufläche.

Warum wird die Anlage in München errichtet?
München und seine Umgebung bieten ideale geologische Bedingungen für die Nutzung der Geothermie. In 2.000 bis über 3.000 Metern Tiefe befindet sich ein riesiger Vorrat an heißem Thermalwasser mit Temperaturen von 80 bis über 100 Grad Celsius. Südlich von München sind die Temperaturen sogar noch höher, was die zusätzliche Erzeugung von Strom ermöglicht. Die SWM nutzen diese wertvolle Ressource bereits seit 20 Jahren und sind Deutschlands größter Geothermiebetreiber. Die Geothermieanlage am Michaelibad wird seit 2004 die 7. Anlage dieser Art in München.

Wie funktioniert Geothermie?
Geothermieanlagen nutzen heißes Wasser aus wasserführenden Gesteinsschichten in 2.000 bis über 3.000 Metern Tiefe, das vom Erdinneren erhitzt wird. Das heiße Thermalwasser wird über Bohrungen an die Oberfläche gepumpt und seine Energie mittels Wärmetauschern auf ein Fernwärmenetz übertragen. Das abgekühlte Wasser wird über Injektionsbohrungen wieder in dieselben Schichten zurückgeführt, wodurch ein geschlossener Kreislauf entsteht. Dieser Prozess stellt einen geringen Eingriff in das Ökosystem dar und ist eine klimaneutrale, unerschöpfliche und zuverlässige Energiequelle.
Wie sieht die Zukunft der Geothermie in München aus?
Die SWM planen, die Geothermienutzung in München konsequent auszubauen. Neben der siebten Anlage am Michaelibad ist eine weitere auf dem Gelände des früheren Virginia-Depots im Münchner Norden geplant, und zusätzliche Standorte werden geprüft. Insgesamt sollen zehn Geothermievorhaben mit über 50 neuen Tiefbohrungen in und um München realisiert werden. Mit diesen Projekten streben die SWM an, bis spätestens 2040 den gesamten Münchner Fernwärmebedarf klimaneutral zu decken und München zu einer klimaneutralen Millionenstadt zu machen.