Warum sich Nachhaltigkeit lohnt – und was es kostet, sie zu ignorieren
Betrachtet man den globalen und menschengemachten Klimawandel als eines der drängendsten Probleme unserer Zeit, ist es logisch, die Branchen mit dem größten Ausstoß an CO₂-Emissionen in den Blick zu nehmen. In Deutschland sind laut dem Umweltbundesamt 30 % der CO₂-Emissionen auf Bau und Nutzung von Gebäuden zurückzuführen.
Weltweit wird der Bausektor für 40 % des globalen CO₂-Ausstoßes verantwortlich gemacht. Die Art und Weise, wie wir uns unsere Welt bauen, hat also einen entscheidenden Einfluss darauf, wie sorgsam wir mit dem Planeten und seinen Rohstoffen umgehen. Das beginnt bei der Planung, geht weiter mit dem Bau und endet nicht mit dem Rückbau.
Ist nachhaltiges Bauen noch Zukunftsvision oder schon wirtschaftliche Realität?
Nachhaltigkeit beim Bauen galt lange als teures Ideal. Doch angesichts steigender Materialpreise, wachsender Umweltanforderungen und regulatorischer Veränderungen gewinnt die Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden zunehmend an Bedeutung. Eine aktuelle Kurzstudie der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB e. V.) zeigt: nachhaltiges Bauen muss nicht zwingend teurer sein – im Gegenteil, es kann sogar günstiger ausfallen.
Doch lohnt es sich auch für Bauherren und Investoren?
Lebenszykluskosten statt einmaliger Baupreis
Die Betrachtung von Gebäuden über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg verändert den Blick auf die Kosten. Für die DGNB-Kurzstudie wurden 28 Wohnungsneubauten mit mehr als 6 Wohneinheiten analysiert, die Gebäudegrößen reichten dabei von 700 m² bis zu 25.000 m² Bruttogrundfläche.
Die Herstellungskosten eines Gebäudes machen nach dem DGNB-Zertifizierungssystem 2018 nur etwa die Hälfte der Gesamtausgaben über 50 Jahre aus – der Rest entfällt auf Betrieb, Wartung und Instandhaltung. Nachhaltiges Bauen hilft, diese laufenden Kosten zu senken. Wer nur auf den Erstpreis schaut, verkennt oft das wirtschaftliche Potenzial langfristig optimierter Gebäude.
Wie nachhaltiges Bauen mit EPDs und Lebenszyklusanalysen in der Praxis aussieht, könnt ihr in diesem Artikel nachlesen.
Kein klarer Zusammenhang zwischen CO₂-Bilanz und Baukosten
Ein zentrales Ergebnis der DGNB-Analyse ist, dass es keine zwingende Korrelation zwischen niedrigen Treibhausgasemissionen und hohen Baukosten gibt. Laut Studienergebnissen ist eine leichte Tendenz zu erkennen, nach der Gebäude mit niedrigeren CO₂-Emissionen im Betrieb auch niedrigere Baukosten aufweisen.
Je nach Anwendungsfall bedeutet das, dass nachhaltiges Bauen sich auch wirtschaftlich realisieren lässt – mit dem richtigen Know-how und Materialeinsatz.
Effizienz bei der Technik zahlt sich in den Betriebskosten aus
Häufig wird vermutet, dass energieeffiziente Gebäude teurer in der Anschaffung sind. Doch die Studie zeigt: Niedrige CO₂-Werte im Betrieb gehen nicht automatisch mit hohen Investitionen einher. Vielmehr sind es oft gezielte Investitionen in effiziente Technik (z. B. Heizung, Lüftung), die langfristig Geld sparen. Wichtig ist dabei eine kluge Planung ab Projektbeginn.
In Frankfurt hat der Büroturm AYR zum Beispiel eine neue, hinterlüftete Fassade bekommen sowie eine verdoppelte Wärmedämmung. Die bestehende Natursteinfassade wurde entfernt und nach einem Upcycling-Verfahren wieder angebracht. Die angebrachten Fassaden-Dämmplatten von ISOVER sind wasserabweisend und schlank und somit perfekt für die dortige Unterkonstruktion geeignet.


Nachhaltigkeit im Bau beginnt beim Material - und geht idealerweise damit weiter!
Die Wahl der Materialien spielt eine wichtige Rolle. In der nachhaltigen Glasproduktion ist die Verwendung von Recyclingglas schon etabliert. In diesem Artikel haben wir uns angeschaut, wie das aussehen kann. In einer unserer YouTube-Dokus haben wir uns angeschaut, wie die nachhaltige Glasproduktion bei Saint-Gobain in Torgau aussieht:
Ab 2028 ist die Berechnung der Gebäudeökobilanz Pflicht
Mit der neuen EU-Gebäuderichtlinie wird ab 2028 die Berechnung von Gebäudeökobilanzen für Neubauten verpflichtend. Der rechtliche Rahmen wird also enger, doch er bietet auch Sicherheit für Investitionen. Wer jetzt auf nachhaltiges Bauen setzt, ist besser vorbereitet auf kommende Anforderungen – und profitiert von Förderungen und besseren Finanzierungskonditionen.
Nachhaltigkeit ohne Mehrkosten möglich
Die Analyse belegt: Mehr Nachhaltigkeit muss nicht mehr kosten. Im Mittel lagen die untersuchten nachhaltigen Projekte bei den Herstellungskosten nur 130 €/m² über dem Referenzwert – ein überschaubarer Aufpreis, der sich durch niedrigere Betriebs- und Folgekosten mehr oder weniger schnell amortisieren kann.
Sichtbare Nachhaltigkeit an Gebäuden und in Städten
Begrünte Gebäudedächer und Fassaden können nicht nur das Wohlbefinden steigern, sondern auch ganz praktisch die Biodiversität fördern. Begrünte Flächen sind nicht nur Lebensräume für Vögel und Insekten, sondern verbessern auch das Mikroklima und die Luftqualität. Insbesondere in Stadträumen, die häufig grau daherkommen, ist es wichtig, die fortschreitende Versiegelung des öffentlichen Straßenlandes im Blick zu haben.

Nachhaltigkeit als strategische Notwendigkeit
Nachhaltigkeit ist auch in der deutschen Baubranche weit mehr als ein ökologisches Ideal. Die DGNB-Studie zeigt deutlich: Nachhaltiges Bauen ist kein Luxus, sondern ein sinnvoller wirtschaftlicher Schritt. Es schützt das Klima, senkt Betriebskosten und schafft langfristige Wertstabilität. Wer heute verantwortungsvoll plant, investiert nicht nur in ein Gebäude – sondern in eine zukunftsfähige Gesellschaft und stabile Renditen.