Welchen Einfluss haben steigende Zinsen auf den Wohnungsmarkt?

September 27, 2023
Autor/in:
Madita Harnisch

Steigende Zinsen erhöhen aktuell die Kosten für die Finanzierung von Bauprojekten.

Bildquelle:
Bild von moerschy auf Pixabay

Die Welt der Immobilien und des Wohnungsmarktes ist stets im Wandel, und ein wichtiger Faktor, der die Dynamik beeinflusst, sind die Zinssätze.

Im September 2023 erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) den EZB-Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,5 %. Dieser Zinssatz beeinflusst das allgemeine Zinsniveau im Euroraum und hat Auswirkungen auf die Bauzinsen in der Region.

Viele fragen sich, welchen Einfluss dies auf Wohnungsbauunternehmen haben könnte. Hier werfen wir einen Blick darauf, wie steigende Zinsen den Wohnungsmarkt beeinflussen können.

Höhere Zinsen und die Nachfrage nach Wohnraum

Steigende Zinsen erhöhen die Kosten für die Finanzierung von Immobilienkäufen. Dies führt dazu, dass potenzielle Käufer:innen vorsichtiger werden und weniger geneigt sind, sich auf den Immobilienmarkt zu begeben. Als Reaktion darauf nimmt die Nachfrage nach Wohnraum ab, insbesondere bei Käufer:innen, die auf Kredite angewiesen sind.

Einfluss auf Immobilienpreise

Wenn die Nachfrage nach Wohnraum abnimmt, können die Immobilienpreise tendenziell stagnieren oder sogar sinken.
Dies kann zu einer Korrektur auf dem Immobilienmarkt führen, wenn die Preise in den Jahren zuvor stark gestiegen sind. Hausbesitzer:innen, die auf Wertsteigerung gesetzt haben, können Verluste erleiden.

Nach einer langen Phase steigender Immobilienpreise von 2009 bis 2021 verlangsamte sich der Markt nach der Zinswende der EZB im letzten Jahr, berichtet tagesschau.de. Erstmals gingen die Preise zurück, doch nun zeigen neue Daten des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp), dass der Preisverfall nur noch minimal ist. Im zweiten Quartal sanken die Preise für Wohnungen und Häuser nur um 0,9 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal. Im Vergleich zum Vorjahresquartal lag der Durchschnitt jedoch bei einem Rückgang von 5,4 Prozent. Der Verband bemerkte, dass die Abwärtsbewegung der Immobilienpreise deutlich abgenommen hat.

Der jüngste Preisverfall bei Immobilien ist hauptsächlich auf den drastischen Anstieg der Kreditzinsen zurückzuführen, was die Finanzierung verteuert hat. Derzeit erfordern zehnjährige Festzinsen mehr als drei Prozent. Zum Vergleich: Vor 2022 boten Banken Hypothekenkredite mit einem Zinssatz von einem Prozent an. Im ersten Quartal verzeichnete das Statistische Bundesamt einen durchschnittlichen Rückgang von 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal und von 3,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal bei Häusern und Wohnungen. Offizielle Daten für das zweite Quartal stehen noch aus, so tagesschau.de.

Rendite für Investoren

Steigende Zinsen können auch Auswirkungen auf Immobilieninvestor:innen haben. Historisch gesehen galten Immobilien als eine relativ sichere Anlageklasse in Zeiten niedriger Zinsen, da sie regelmäßige Einnahmen in Form von Mieteinnahmen bieten. Mit steigenden Zinsen können andere Anlagemöglichkeiten wie Anleihen oder Sparprodukte attraktiver werden. Das kann dazu führen, dass einige Investor:innen aus dem Immobilienmarkt aussteigen oder ihre Portfolios anpassen.

Baukosten und Angebot

Steigende Zinsen erhöhen aktuell die Kosten für die Finanzierung von Bauprojekten. Dies wirkt sich auf die Bauaktivität aus, da Projektentwickler vorsichtiger werden, wenn es darum geht, neue Wohnprojekte zu starten. Wenn das Angebot an Wohnraum begrenzt ist, könnten die Preise stabil bleiben oder wieder weiter steigen, selbst wenn die Nachfrage zurückgeht.

Regionale Unterschiede

Es ist wichtig zu beachten, dass die Auswirkungen steigender Zinsen auf den Wohnungsbaumarkt von Region zu Region unterschiedlich sein können. In Regionen mit ohnehin schon hohen Immobilienpreisen können steigende Zinsen die Erschwinglichkeit weiter einschränken, während in Regionen mit niedrigeren Preisen die Auswirkungen möglicherweise weniger spürbar sind.

Fazit

Steigende Zinsen haben zweifellos das Potenzial, den Immobilien- und Wohnungsmarkt zu beeinflussen, und sie werden von Marktbeobachter:innen und Branchenexperten aufmerksam verfolgt. Die genaue Auswirkung hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter der Grad der Zinserhöhung, die allgemeine Wirtschaftslage und regionale Besonderheiten. 

Immobilienkäufer:innen, -verkäufer:innen und -investor:innen sollten sich bewusst sein, wie sich die Zinssätze entwickeln und dies in ihre Entscheidungen einbeziehen. Ein sorgfältiges Abwägen der eigenen finanziellen Situation und der aktuellen Marktdynamik ist entscheidend, um fundierte Entscheidungen auf dem Wohnungsbaumarkt zu treffen.

Mehr zum aktuellen Immobilienmarkt erfahrt ihr in unserer Podcastfolge mit Felix Kusch, dem CEO von Immowelt! 

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