Wie die Sanierung des Gebäudebestandes zum Gamechanger in der Energiewende wird

June 5, 2024
Autor/in:
Anna Berger

Die Sanierung des Gebäudebestandes spielt eine zentrale Rolle in Deutschlands Bestrebungen zur Energiewende. Mehr zur aktuellen Gesetzgebung und Lösungen hier!

Bildquelle:
Envato Elements

Die Bedeutung der Sanierung des Gebäudebestandes: Herausforderungen und Lösungen

Die Sanierung des Gebäudebestandes spielt eine zentrale Rolle in Deutschlands Bestrebungen zur Energiewende. Der Gebäudesektor ist für einen erheblichen Teil des Energieverbrauchs und der CO₂-Emissionen verantwortlich. Daher sind Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz bestehender Gebäude unerlässlich, um die nationalen Klimaschutzziele zu erreichen. Aktuelle gesetzliche Rahmenbedingungen, wie das Gebäudeenergiegesetz (GEG) und die Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), setzen Anreize und Vorgaben zur Reduzierung des Energieverbrauchs und zur Nutzung erneuerbarer Energien. Diese Maßnahmen sollen helfen, den Energiebedarf bis 2030 um mindestens 40 Prozent zu senken und die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen.

Herausforderungen bei der Sanierung des Gebäudebestandes

Beim groß angelegten Sanieren des Gebäudebestandes treten diverse Herausforderungen auf, die sowohl technischer als auch organisatorischer Natur sind:

  1. Bestandserfassung und Analyse: Die genaue Bestandsaufnahme ist oft schwierig, da detaillierte Baupläne oder Dokumentationen fehlen. Verdeckte Schäden und nicht sichtbare Mängel können eine genaue Diagnose erschweren.
  2. Denkmalschutz und Bauvorschriften: Historische Gebäude unterliegen oft strengen Denkmalschutzbestimmungen, die spezifische Anforderungen an Materialien und Techniken stellen. Zudem müssen aktuelle Bauvorschriften berücksichtigt werden, die bei älteren Gebäuden schwer umsetzbar sind.
  3. Energieeffizienz: Das Erreichen moderner Energieeffizienzstandards in Altbauten ist eine komplexe Aufgabe. Traditionelle Bauweisen und Materialien sind oft schwer mit modernen Dämm- und Heizungstechniken zu kombinieren.
  4. Finanzierung: Die Kosten für eine umfassende Sanierung können erheblich sein. Finanzierungsmodelle und Förderprogramme sind oft kompliziert und erfordern eine detaillierte Planung und Beantragung.
  5. Nutzerbedürfnisse: Die Bedürfnisse der heutigen Nutzer in Bezug auf Komfort, Raumaufteilung und technische Ausstattung haben sich erheblich geändert. Diese Bedürfnisse müssen bei der Sanierung des Gebäudebestandes berücksichtigt werden, ohne den historischen Charakter des Gebäudes zu beeinträchtigen.

Lösungsansätze für die Sanierung des Gebäudebestandes

Um die genannten Herausforderungen bei der Sanierung des Gebäudebestandes erfolgreich zu bewältigen, sind durchdachte und innovative Lösungsansätze erforderlich:

  1. Detaillierte Bestandsaufnahme und Schadensanalyse
    • Technologien: Der Einsatz moderner Technologien wie 3D-Laserscanning, Thermografie und zerstörungsfreier Prüfverfahren kann eine präzise Erfassung des Ist-Zustandes ermöglichen. Beispielsweise wurde bei der Sanierung des Berliner Stadtschlosses umfangreiches 3D-Laserscanning eingesetzt, um eine detaillierte digitale Bestandsaufnahme zu erstellen.
  2. Integrative Planung
    • Zusammenarbeit: Eine enge Zusammenarbeit zwischen Architekten, Ingenieuren, Denkmalpflegern und Behörden ist unerlässlich. Beim Projekt Elbphilharmonie in Hamburg wurden umfassende Kooperationen und Abstimmungen mit verschiedenen Fachdisziplinen durchgeführt, um sowohl den Denkmalschutz als auch die modernen Anforderungen zu berücksichtigen.
  3. Energieeffiziente Maßnahmen
    • Innovative Materialien: Der Einsatz innovativer Dämmmaterialien, wie z.B. Aerogel, sowie moderner Heiz- und Lüftungssysteme, die speziell für den Einsatz in Altbauten entwickelt wurden, kann die Energieeffizienz erheblich steigern. Beim Projekt "Energiesprong" in den Niederlanden, das auch in Deutschland angewendet wird, werden vorgefertigte Fassadenelemente mit integrierter Dämmung und Haustechnik eingesetzt, um die Energieeffizienz bestehender Gebäude signifikant zu verbessern.
    • Erneuerbare Energien: Zudem können erneuerbare Energiequellen, wie Photovoltaik und Solarthermie, integriert werden, um den Energiebedarf zu decken. Ein Beispiel hierfür ist das Projekt Haniball II, bei dem Bestandsgebäude umfassend saniert und mit Photovoltaikanlagen ausgestattet wurden.
  4. Finanzierungsmodelle und Förderprogramme
    • Förderprogramme: Eine umfassende Kenntnis der verfügbaren Förderprogramme und eine sorgfältige Finanzplanung sind entscheidend. Öffentliche Fördermittel, steuerliche Anreize und private Investitionen können kombiniert werden, um die finanzielle Belastung zu reduzieren. Ein Beispiel ist das KfW-Förderprogramm „Energieeffizient Sanieren“, das zinsgünstige Kredite und Zuschüsse für energetische Sanierungen bietet.
  5. Nutzerorientierte Sanierung
    • Moderne Anforderungen: Die Integration moderner Anforderungen an Komfort und Technik erfordert flexible und anpassungsfähige Lösungen. Intelligente Gebäudetechnologien, modulare Raumkonzepte und eine adaptive Nutzung der bestehenden Bausubstanz können die Anforderungen der Nutzer erfüllen, ohne den historischen Charakter zu beeinträchtigen. Beim Umbau der denkmalgeschützten Heilig-Geist-Spital in Nürnberg wurde beispielsweise moderne Gebäudetechnik integriert, um den Komfort und die Energieeffizienz zu verbessern, während der historische Charakter bewahrt wurde.

Sanierung und Bauen im Bestand können echte Gamechanger sein!

Die Sanierung des Gebäudebestandes ist ein anspruchsvolles, aber lohnendes Unterfangen. Durch den Einsatz moderner Technologien, interdisziplinäre Zusammenarbeit und innovative Lösungen können die Herausforderungen gemeistert werden. Eine sorgfältige Planung und Umsetzung trägt nicht nur zur Nachhaltigkeit und Energieeffizienz bei, sondern bewahrt auch das kulturelle Erbe und erhöht den Wert der Immobilien.

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